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Monika Grütters und Kirill Petrenko baten in ihren privaten Freundeskreisen um Spenden.

© promo

Spendenaufruf der Deutschen Orchester-Stiftung: Monika Grütters und Kirill Petrenko helfen Musikern in Not

Die Coronakrise setzt den Freiberuflern besonders zu. Noch vor Ostern sollen 2500 Antragsteller eine Unterstützung erhalten.

Normalerweise kümmert sich die Deutsche Orchester-Stiftung um die Nachwuchsförderung – sowohl auf der Bühne als auch davor. Im Educationbereich gibt es das „Abenteuer Klassik“ und das „Netzwerk junger Ohren“, bei den künftigen Profis werden angehende Maestri im „Dirigentenforum“ unterstützt sowie das Bundesjugendorchester. Jetzt aber, wo auch im Kulturbetrieb nichts mehr normal ist, hat die von der Musikergewerkschaft DOV getragene Stiftung einen Nothilfefonds für jene eingerichtet, die es in der Corona-Krise besonders schwer haben: die Freiberufler.

„Die Idee entstand direkt nach dem Lockdown der Konzertsäle und Theater“, erzählt Gerald Mertens, der Kuratoriumsvorsitzende der Orchester-Stiftung. Am 18. März wurde der Spendenaufruf veröffentlicht, binnen 48 Stunden kamen fast 15 000 Euro zusammen, nach zehn Tagen war die Summe auf 580 000 Euro angestiegen, am Dienstag wurde die Zielmarke von einer Million Euro überschritten.

Sehr zur Freude von Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Die CDU-Politikerin hat zusammen mit Kirill Petrenko, dem Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker, die Schirmherrschaft über den Nothilfefonds übernommen. Das kam so: „Am 20. März rief mich Kirill Petrenko an und sagte: ,Ich bin in einer sicheren Position, aber ich kann mich gut an die Zeiten erinnern, als ich selber noch freischaffender Künstler war. Darum möchte ich etwas zurückgeben, und zwar durch eine Spende für die freiberuflichen Musikerinnen und Musiker.’ Daraufhin habe ich mich hausintern erkundigt und erfahren, dass es seit Kurzem ein Spendenkonto bei der Orchester-Stiftung gibt.“

Monika Grütters und Kirill Petrenko übernehmen die Schirmherrschaft

Zusätzlich beschlossen die beiden, die Schirmherrschaft zu übernehmen, „um öffentlich diese solidarische Haltung zu unterstützen und zu zeigen, dass das Zuwendungsverfahren gerecht und transparent ist“, wie Grütters erklärt. Petrenko und die Kulturstaatsministerin warben in ihrem Freundeskreisen um Spenden.

„Ich sage all jenen Danke, die mit ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement das Bemühen der Politik flankieren, in Not geratenen Künstlern zu helfen“, betont Grütters. „An den vielen privaten Spenden sieht man nicht nur, wie sehr uns allen die Kultur und speziell auch die Musik am Herzen liegen, sondern alle diese Eigeninitiativen haben über das Materielle hinaus vor allem einen ethischen Gehalt, weil sie unser Gemeinwesen stützen.“

Nun kann Direkthilfe am jene fließen, die zur Zeit im Wortsinn brotlose Künstler sind. „Noch vor Ostern wollen wir an 2500 Antragsteller jeweils 400 Euro auszahlen“, sagt Gerald Mertens. Einzige Voraussetzung: Die Musikerinnen und Musiker müssen Mitglied in der Künstlersozialkasse sein. Genregrenzen spielen keine Rolle. Ob Klassik, Jazz, Rock oder Pop – wer durch die Covid-19-Maßnahmen in Not geraten ist, kann sich bei der Orchester-Stiftung melden.

Ein klassikaffines Ehepaar spendete 25 000 Euro

Die Spenden kommen als allen Bereichen: Der Singer-Songwriter Sebastian Niehoff alias Sebel leitet alle Einnahmen weiter, die sein Song „Zusammenstehen“ einbringt. Auf Youtube hat das Lied schon mehr als 1,9 Millionen Klicks. Eine bekannte Mäzenin ist ebenso unter den Spendern wie die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker, berichtet Mertens. Ein klassikaffines Ehepaar hat 25 000 Euro locker gemacht.

Eine besondere Solidarität mit den Freiberuflern zeigen die festangestellten Mitglieder der staatlich finanzierten Orchester. Allein 30 000 Euro kamen bei den vier Ensembles des NDR zusammen. Hilfreich ist auch die Werbung, die bestens vernetzte Künstler wie Daniel Hope für den Nothilfefonds machen. „Als beim BR-Klassik-Festival immer wieder auf unsere Aktion hingewiesen wurde, hat sich dies als großartiger Katalysator erwiesen, um weitere Spender zu motivieren“, erzählt Gerald Mertens.

Die Aktion der Orchester-Stiftung ist mit der Ausschüttung der einen Million Euro noch nicht vorbei. Denn die Krise geht weiter. Täglich erreichen Gerald Mertens und sein Team neue Anträge auf Unterstützung. Wann die Konzertsäle und Theater wieder öffnen dürfen, kann derzeit noch nicht einmal die Kulturstaatsministerin voraussagen. Viele Beobachter gehen davon aus, dass die komplette laufende Kultursaison bis zum Sommer abgesagt werden muss. (Infos: www.orchesterstiftung.de)

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