
© Galerie Burster
Sternenstaub: Die Galerie Burster zeigt fiktionale Landschaften von Christian August
Als Street Artist hat sich August einen Namen gemacht. Nun sind große Gemälde des Mitbegründers von KLUB7 in einer Berliner Galerie ausgestellt.
Stand:
Wie Neon leuchten die Farben. Lila, grelles Pink, giftiges Grün, dazwischen herrschen nächtliches Schwarz oder aschfahle Dämmerung. Christian August breitet in der Galerie Burster seine fiktionalen Landschaften aus, die bisweilen wie skurrile Röntgenbilder unter UV-Strahlung wirken.
Seine großen Leinwände entstehen meist auf dem Fußboden. Rein intuitiv und mit Lust an der gestischen Bewegung wird Acrylfarbe in schillernden Tönen als Schlieren, Spritzer oder Wischern so aufgetragen, dass fantastische Räume entstehen, die bei einer Betrachtung aus Distanz auch durchaus Reales preisgeben wollen. Baumstämme, Grashalme, Blüten, manchmal sogar ein Schattengesicht. Blitze zucken auf, vielleicht rieselt auch Sternenstaub ferner Galaxien nieder. Ein schnelles Arbeiten ist hier notwendig, und August hat es sich antrainiert als Street Artist. Mit der Studioarbeit begann er erst 2015.
Geboren 1977 in Halle an der Saale, studierte er von 1999 bis 2005 an der dortigen Kunsthochschule Burg Giebichenstein. Anschließend zog er nach Berlin, wo in seinem lichterfüllten Lichtenberger Atelier bis auf zwei Arbeiten 2023 alle Exponate eigens für die Galerie Burster gemalt wurden. Denn ihre Intensität entwickeln die Bilder vor kalkweiß gestrichenen Wänden und in einem minimalistischen Ambiente, wie sie Burster zu bieten hat. Das über fünf Meter breite Triptychon „Not Without My Doubts“, das der Ausstellung den Titel gab, offeriert die Galerie mit 20.000 Euro, es kann aber auch in Einzelteilen erworben werden. Im Ganzen ergibt es eine Agglomeration von Formandeutungen, durch die sich die Farbe zieht. So schön, wie die Gemälde dieser Schau rein ästhetisch erscheinen mögen, so heil ist ihre Welt gewiss nicht.
Nicht real geschaute Natur liegt diesen Bildern zugrunde, doch die Natur bricht hier in ihrem ganzen Ungestüm und ihrer Unberechenbarkeit hervor. Der Mensch suchte sie sich seit jeher zu unterwerfen, sie auszubeuten, zu beschneiden und zu kontrollieren. Die globalen Auswirkungen sind nun unter dem Schlagwort Klimakatastrophe zu spüren.
Seit den 1990ern ist Christian August in der Street Art aktiv und wurde 1998 Mitbegründer von KLUB7, einem siebenköpfigen Künstlerkollektiv aus Halle und Berlin, das in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum feiert. Als Urban Art greift es auf legale Weise in den öffentlichen Raum ein, indem es Fassaden malerisch und grafisch gestaltet. KLUB7 konzipiert darüber hinaus Werke für nationale und internationale Gruppenausstellungen. Heute würde sich Christian August aber nicht als Urban Artist bezeichnen, sondern sich eher dem recht neuen „Post Vandalismus“ zuordnen, der noch etwas von dem Protest und der Aggressivität subkultureller Graffiti-Kunst in sich trägt.
Fast möchte man meinen, dass August in seinen bei Burster gezeigten Gemälden auch den menschlichen Vandalismus an der Natur sichtbar machen will. Die Preise liegen zwischen 2.800 und 20.000 €.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: