
© Ben Wolf
Störgeräusche im Konzert: Gute Nacht, Klassik
Es nervt, wenn im Opernhaus oder im Sinfoniekonzert ein Handy klingelt. Wer dagegen während die Vorstellung einschläft, ärgert seine Mitmenschen weniger. Oder?
Stand:
In Opernhäusern und Konzertsälen prallen Welten aufeinander. Da sind zum einen die Werke, zumeist entstanden vor einem oder gar mehreren Jahrhunderten, und da ist zum anderen die moderne Technik. Wenn allerdings mal wieder mitten im langsamen Satz von Tschaikowskys „Pathétique“ oder in der Liebesszene aus Puccinis „La Bohème“ ein Handy losrappelt, dann sind die Schuldigen mit Sicherheit nicht die jungen Leute im Publikum.
Menschen, die mit Smartphones aufgewachsen sind, wissen nämlich ganz genau, wie man die Dinger lautlos stellt. Im Gegensatz zu vielen ihrer weißhaarigen Sitznachbarn. M
anche vergessen auch einfach, vor dem ersten Einsatz des Orchesters den Flugmodus einzuschalten. Und beginnen dann ebenso hektisch wie hilflos an ihrem mobilen Endgerät herumnesteln, wenn das Unglück bereits geschehen ist.
Flugmodus? Nie gehört...
Neulich sprach ich über dieses klassische Generationenproblem mit Seong-Jin Cho, dem aktuellen „Artist in Residence“ der Berliner Philharmoniker. Der 1994 geborene koreanische Pianist empfindet die Handy-Klingelei als ärgerlichen Konzentrationskiller, sowohl was seinen eigenen Fokus auf den Notentext betrifft als auch die generelle Aufmerksamkeit im Saal.
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Leider sei die Situation überall gleich, sagt der weitgereiste Virtuose. Selbst in der vermeintlichen Weltkulturmetropole Wien habe er das schon erlebt. Und in Japan. Dort allerdings stellte sich das Signal dann als Erdbebenwarnung heraus, die staatlicherseits an die Taschentelefone geschickt wurde. Sekunden später ging es los: „Ich war mitten im langsamen Satz von Chopins Klaviersonate und konnte das C nicht mehr treffen, sondern landete wegen der Erschütterungen auf dem B.“
Und dann fügt Seong-Jin Cho noch etwas Überraschendes hinzu: Dass es ihn überhaupt nicht störe, wenn jemand im Konzert einschlafe. Er wertet das keineswegs als Geringschätzung seiner künstlerischen Leistung, sondern vielmehr als Zeichen dafür, dass die betreffenden Personen durch die Macht der Musik eine besonders tiefe Art der Entspannung erleben. Und das sei für ihn absolut okay - „Hauptsache, sie schnarchen nicht.“
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