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Die Treitschkestraße in Berlin-Straße wird in Betty-Katz-Straße umbenannt.

© Boris Buchholz

Straßennamen in Berlin: Warum wir mehr jüdische Menschen ehren sollten

Unsere Schlamasseltov-Kolumnistin wünscht sie, dass die wichtigen jüdischen Meilensteine der Berliner Gegenwart und die Menschen, die sie gesetzt haben, die verdiente Wertschätzung erhalten.

Debora Antmann
Eine Kolumne von Debora Antmann

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Gute Neuigkeiten: Die Treitschkestraße in Steglitz wird in Betty-Katz-Straße umbenannt. Straßennamen sind eine Ehrung und Antisemiten wie Treitschke gehören nicht geehrt. Personen wie Betty Katz, die Direktorin des jüdischen Blindenheims in Steglitz war, dagegen schon!

Ich wurde mal gefragt, was für mich ein Anzeichen wäre, dass ich für Jüd*innen etwas verändert habe. Meine Antwort: Wenn eine Straße nach mir benannt wird, wenn ich tot bin.

Natürlich spricht da junger Übermut aus mir, aber nicht nur. Es ist auch die Hoffnung, dass meine Arbeit zu jüdischen Perspektiven in diesem Land und dieser Stadt nicht verloren gehen. Denn es hat eine lange Tradition, Jüd*innen aus Bewegungsgeschichte rauszuschreiben.

Ein Beispiel dafür ist der lesbisch-feministische Schabbeskreis in Berlin, der über Jahrzehnte keine Erwähnung mehr in intersektionaler Bewegungsgeschichte gefunden hat (bis junge Jüd*innen beschlossen, etwas daran zu ändern). Zu sehen, wie jüdische Frauen und ihre Geschichten, ihr Widerstand, ihre Arbeit durch Straßenbenennungen sichtbar gemacht werden, hat große Bedeutung. Es zeigt, wie jüdisch das Berliner Rückgrat einst war. Es zeigt unsere Verbindung zu dieser Stadt.

Sasha-Marianna-Salzmann-Straße für Mitte

Und eigentlich ging es mir gar nicht so sehr darum, dass irgendwann eine Straße nach mir benannt wird, sondern darum, zu zeigen, dass auch unsere Gegenwart irgendwann Teil der jüdischen Geschichte Berlins sein wird und Aufmerksamkeit verdient.

Dass wir hoffentlich in 50 Jahren nicht vergessen haben, wie viel Arbeit einzelne Jüd*innen seit 1945 leisten, damit alle Jüd*innen Perspektiven, Räume und Möglichkeiten haben. Die dafür sorgen, dass unsere Gesellschaft und unsere Stadt besser werden. Nicht nur für Jüd*innen, sondern in letzter Konsequenz für alle.

Wenn es möglich wäre, Straßen nach lebenden Menschen zu benennen, hätte ich eine ganze Liste an Personen, die es verdient hätten. Eine Lara-Dämmig-Straße in Pankow. Eine Jessica-Jacoby-Straße in Kreuzberg. Eine Sasha-Marianna-Salzmann-Straße in Mitte.

Mein Wunsch ist, dass die wichtigen jüdischen Meilensteine unserer Berliner Gegenwart und die Menschen, die sie gesetzt haben, bis in die ferne Zukunft eine angemessene Wertschätzung erhalten.

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