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Kultur: Teppichkübel

Sakir Gökçebags Installationen in Berlin.

In Kreativmilieus ist es derzeit wieder schick, in den Dingen des Alltags mehr zu sehen als Konsumgüter, ihnen gleichsam Geist und Seele zuzusprechen. Sakir Gökçebag bekundet diesen Respekt vor den Dingen bereits seit vielen Jahren. Aus Besen oder ausgetretenen Schuhen baut er Installationen, Toilettenpapier hängt er zu schwungvollen Ornamenten an die Wand. Der 1965 in der Türkei geborene Hamburger Künstler spielt mit der Tradition von Duchamp und Fluxus. Für sein Werk hat er im Dezember den mit 6000 Euro dotierten George-Maciunas-Preis zweier privater Stifter aus Wiesbaden erhalten, der dazugehörige Förderpreis ging an Annika Kahrs. Beide Gewinner stellen nun bei Tanas aus. Den Projektraum für türkische Kunst leitet René Block, ein ehemaliger Juror des Preises.

In der weitläufigen Fabriketage jedoch verpufft Gökçebags verschmitzter Humor mitunter. Vor allem, wenn der Künstler die Gegenstände ins Zweidimensionale zwingt, etwa Kleiderbügel in ein Wandbild, das sofort an den schiefen Turm von Pisa denken lässt. Widerborstiger zeigen sich dreidimensionale Arbeiten wie die mit Orientteppich ausgekleideten Plastikkübel und die Vitrine mit schwarzen Gebetsketten zwischen roten Linsen. Durch die überraschenden Kombinationen höchst präsent im Raum, konkurrieren die Materialien um Aufmerksamkeit. Sie betonen und verlieren zugleich ihre ursprünglichen Eigenheiten. So entfalten die Dinge des Alltags tatsächlich ein Eigenleben. Claudia Wahjudi

Tanas, Heidestr. 50, bis 2. März, Di-Sa 11-18 Uhr

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