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Superhelden ohne besondere Fähigkeiten: Harley Quinn (Margot Robbie), Ratcatcher (Daniela Melchior), Bloodsport (Idris Elba), King Shark und der Polka Dot Man (David Dastmalchian).

© Warner Bros.

„The Suicide Squad“ im Kino: Die Knalltüten aus der Superhelden-Liga

Die DC-Verfilmung "The Suicide Squad" versammelt ein bizarres Ensemble an Weltrettern. Regisseur James Gunn bedient sich dafür bei seinen „Guardians of the Galaxy“.

Von Andreas Busche

Superhelden brauchen nicht besonders helle zu sein, dass wissen wir seit den „Guardians of the Galaxy“. Sie müssen auch nicht über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen, siehe Deadpool. Aber ihr moralischer Kompass sollte einigermaßen funktionieren; letzteres galt besonders für die Weltenretter aus der Streberliga, den Thors, Supermans, Captain Americas und Black Panthers; immerhin etwas Ambivalenz war zulässig.

Seit Marvel und DC aber ihre Repertoires plündern, haben sie immer bizarrere Exemplare zutage gefördert. „Suicide Squad“ aus dem Hause DC war 2016 die Antwort auf den sensationellen Erfolg von Marvels „Guardians of the Galaxy“.

Nur erwies sich Regisseur David Ayer rückblickend als unfähig, dieses disparate Ensemble aus gewissenlosen Knalltüten zu bändigen. Damals, erst recht nach dem epochalen Rohrkrepierer „Batman v Superman“, hätte niemand mehr einen Pfifferling auf das „DC Extended Universe“ gegeben.

„The Suicide Squad“, man beachte den Artikel dieses Updates, kommt fünf Jahre später ohne den Ballast der Vergangenheit in die Kinos. Er wird weder als Fortsetzung noch als Reboot angekündigt – als hätte es den anderen Film selbigen Titels nie gegeben. Der beste Clou allerdings besteht zweifellos darin, dass DC der Konkurrenz gleich noch „Guardians of the Galaxy“-Regisseur James Gunn abknöpft hat (nachdem Disney ihn wegen einiger unkorrekter „Witze“ gefeuert hatte).

So widerlegt „The Suicide Squad“ auch das kapitalistische Gesetz, demnach das Prinzip des geistiges Eigentums nur für Konzerne gilt, die für die Markenrechte mehrere Milliarden Dollar hinblättern. Gunn hat seine „Guardians“-Filme gewissermaßen zu DC mitgenommen und dort überarbeitet: komischer, blutiger, amoralischer – und vor allem durchgeknallter.

Verhaltensauffällig und gewissenlos

Die düsteren DC-Filme konnten ihren Ruf der Superhelden-Spaßbremse lange nicht loswerden, das erledigte vor zwei Jahren dafür Harley Quinn und „Birds of Prey“ umso gründlicher. Margot Robbies barbie from hell und Joel Kinnaman als Elitesoldat Rick Flag haben es als einzige Figuren aus dem Vorgänger auch in Gunns Film geschafft. Für den Rest des verhaltensauffälligen Einsatzkommandos aus Lebenslänglichen und anderen Schwerverbrechern konnte sich der Regisseur im DC-Portfolio bedienen. Seine Wahl erweist sich als äußerst inspiriert.

Idris Elbas Bloodsport, der der Legende nach Superman mal mit einer Kryptonit-Kugel in die Notaufnahme befördert hat, und der idiosynkratische Peacemaker (John Cena), der für den Frieden buchstäblich über Leichen geht, gehören da noch zu den konventionelleren Vertretern ihrer Zunft.

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Zu ihnen stoßen, handverlesen von Squad-Gründerin Amanda Waller (wieder Viola Davis), Ratcatcher (Daniela Melchior), die mit Telekinese Rattenheere befehligt, der Polka Dot Man (David Dastmalchian), der bunte Punkte kotzt, die er auch als Waffe einsetzen kann, und King Shark (im Original gegrunzt von Sylvester Stallone), eine humanoiden Haigottheit, vor deren Gefräßigkeit nicht mal die eigenen Mitstreiter sicher sind.

Superhelden ohne Talente sind entbehrlich

„The Suicide Squad“ ist genauso beknackt, wie es sich liest. Die exzellente Besetzung und die zunehmend bizarreren Actionszenen halten die Geschichte zusammen. Dazu kann Gunn wieder seinen charakteristischen schwarzen Humor einbringen, der ihm mit den „Guardians“ etwas abhanden gekommen war: Bevor er bei Marvel einstieg, hatte er bereits mit „Super“ einen beklemmenden Antihelden erfunden.

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In „The Suicide Squad“ wird dafür gleich in den ersten Minuten eine prominent besetztes Einsatzkommando (unter anderem mit Pete Davidson) massakriert; Superhelden ohne besondere Talente sind bei DC entbehrlich.

Die Mission der Suicide Squad hat es ebenfalls in sich: Auf einer Karibikinsel herrscht nach einem Militärputsch ein General, der Amerika nicht mehr ganz so freundlich gesinnt ist. Als problematisch erweist sich dabei die geheime Alien-Technologie, die Amerika aus Sicherheitsgründen an die ehemaligen Alliierten „exterritorialisert“ hatte. Dass es sich dabei um einen Riesenseestern handelt, verschafft „The Suicide Squad“ auch einen Spitzenplatz in der ewigen Liste denkwürdiger Kino-Showdowns, noch vor jedem Godzilla-Film. Derangiert ist gar kein Ausdruck. (In 17 Berliner Kinos, auch OV)

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