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Michel Serres

© AFP/Joel Saget

Französischer Philosoph gestorben: Trauer um Michel Serres

„Die Welt verliert einen großen Intellektuellen“: Frankreich trauert um Michel Serres. Der Philosoph starb im Alter von 88 Jahren.

Der französische Philosoph Michel Serres ist tot. Er starb am Samstag im Alter von 88 Jahren, wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf seine Verlegerin Sophie Bancquart berichtete.

Serres' Tod löste in seiner Heimat Trauer und Betroffenheit aus. „Die Welt verliert einen großen Intellektuellen, der die französische Philosophie-Tradition über unsere Grenzen hinaus glänzen ließ“, teilte das Amt des Staatspräsidenten Emmanuel Macron am Sonntag in Paris mit. „Die Franzosen verlieren ein vertrautes Gesicht, das seine Gelehrtheit in den Dienst aller gestellt hat (...)“, so der Élyséepalast.

Serres schrieb mehr als 50 Bücher, viele davon sind in Deutschland erschienen. In „Das eigentliche Übel“ geht es ihm um die schmarotzerhafte Aneignung der Welt durch den Menschen. In „Erfindet euch neu! Eine Liebeserklärung an die vernetzte Generation“ fordert er dazu auf, den technologischen Wandel als Chance zu nutzen, um alles neu zu erdenken - angefangen vom Bildungssystem bis zur Gesellschaft.

Der deutsch-französische Kulturbevollmächtigte Armin Laschet (CDU) teilte mit, Frankreich habe einen der herausragenden Philosophen der Gegenwart verloren. Serres habe auch in Deutschland viele Menschen mit seinem Denken inspiriert. „Seine Botschaften werden Frankreich, Deutschland und Europa schmerzlich fehlen“, erklärte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident.

Einsichten in die Strukturen des Denkens

Für sein Denken erhielt der Philosoph 2012 unter anderem den deutschen Meister-Eckhart-Preis. Die Begründung lautete damals: „Brillante Einsichten in die Strukturen unseres Denkens.“

Serres galt als Universaldenker und überschritt dabei Wissenschaftsgrenzen. Er vertrat den Ansatz eines ganzheitlichen Wissenschaftsverständnisses: Denn nur wenn die Menschen lernen, über ihren eigenen Tellerrand zu blicken, sei das globale Inferno noch abzuwenden, hatte Serres in Büchern und Interviews gewarnt.

Der Philosoph stammte aus dem südwestfranzösischen Agen. Als junger Erwachsener trat er in die Marineschule in Brest ein, in den 1950er Jahren diente er als Marine-Offizier. Er begann mit dem Studium der Philosophie und wurde 1969 Professor für Wissenschaftsgeschichte an der Pariser Sorbonne.

Französische Minister würdigten Serres

Im Jahr 1984 begann er zudem, an der Stanford University im US-Bundesstaat Kalifornien zu unterrichten. Als Vermittler zwischen den Wissenschaften wurde er 1990 in die Académie française aufgenommen, Frankreichs bedeutendster Gelehrtengesellschaft.

Der französische Bildungsminister Jean-Michel Blanquer würdigte die Güte des Philosophen. „Sein Denken über die Bildung wird uns weiter beeinflussen (...)“, schrieb Blanquer auf Twitter. „Sein schelmisches Lächeln wird uns fehlen“, teilte Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire ebenfalls via Twitter mit. (dpa)

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