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Bewährungsfrist: Bis Ende 2025 muss Louis Klamroth zeigen, dass er mit „hart aber fair“ die Zielvorgaben der ARD erfüllen kann.

© dpa/Thomas Kierok

Klamroth bleibt, Lafer und andere müssen gehen: TV-Sender treffen Programmentscheidungen vor der Sommerpause

Die Zeit vor der Sommerpause nutzen sowohl öffentlich-rechtliche als auch private TV-Sender, um wichtige Programmentscheidungen zu treffen. Nicht alle werden vom Publikum begrüßt.

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Der Begriff „Bestandsgarantie“ trifft es nur teilweise. Die mächtige Videoprogrammkonferenz der ARD hat jetzt beschlossen, dass die drei Talkshows „Caren Miosga“, „hart aber fair“ und „Maischberger“ auch 2025 Teil des Gesamtkonzepts „mit den bewährten Sendeplätzen im Ersten bleiben“. Zugleich will die ARD aber für 2025 „eine neue, veränderte Konstellation der ARD-Talkstrecke“ erarbeiten – ohne dabei ins Detail zu gehen.

Vor allem mit Blick auf den Montagstalk von Louis Klamroth könnte der Beschluss auch anders genannt werden – als Bewährungsfrist. Nicht, weil sich das Gremium – dem neben ARD-Programmchefin Christine Strobl auch die Intendanten und Programmverantwortlichen der ARD-Sender angehören – der inhaltlichen Kritik an Klamroths Gesprächsführung angeschlossen hätte. Allein drei Formaten wird vielmehr attestiert, dass sie „inhaltlich überzeugen, sich ergänzen und vom Publikum sehr gut angenommen“ wurden.

Auf dem Prüfstand steht „hart aber fair“ vor allem deshalb, weil die festgelegten Online-Abrufziele nicht erreicht wurden. Dem Mediendienst DWDL.de zufolge verfehlte die Talkshow die Zielvorgabe von 250.000 Abrufen je Sendung um 50.000. Dabei ist es das erklärte Ziel der ARD, „die non-linearen Angebote zukünftig noch stärker in den Fokus des Gesamtkonzepts der Gesprächssendungen zu rücken“. Den Talks soll es noch besser gelingen, „den politischen Diskurs auch in jüngere Zielgruppen zu tragen“. Dass „hart aber fair“ dieses Ziel mehrfach deutlich erreicht hat, sprach sicherlich auch dafür, am Klamroth-Talk festzuhalten.

Fokussierung auf andere Genres und Formate

Die Zeit vor der Sommerpause wurde aber auch von anderen Sendern, sowohl öffentlich-rechtlichen als auch privaten, dafür genutzt, die eine oder andere Konsequenz zu ziehen. Die Entscheidung des SWR, die Sendung „Schroeder darf alles“ mit Kabarettist Florian Schroeder auslaufen zu lassen, lag indes bereits länger zurück. Die letzte Ausgabe lief Ende 2023.

Nun hat der Sender das Aus gegenüber dem Mediendienst epd bestätigt. Begründet wurde dies mit „strategischen Gründen mit Blick auf das Gesamtportfolio des SWR und der ARD sowie der Fokussierung auf andere Genres und Formate“. Aber auch der geringe Marktanteil von 5,7 Prozent beim Gesamtpublikum dürfte eine Rolle gespielt haben, dass „Schröder darf alles“ nach nur zehn Ausgaben endete.

Massive Kritik kassierte der SWR hingegen vor kurzem für die Ankündigung, die Büchersendung „Lesenswert“ mit Literaturkritiker Denis Scheck im Dritten Programm des Senders nicht weiterzuführen. Auch „Lesenswert Quartett“ ist von der Entscheidung betroffen. Das Aus sei Teil der SWR-Sparpläne, mit denen Mittel für andere Angebote vor allem für ein jüngeres Publikum freigesetzt werden sollen – unter anderem für das im Frühjahr gestartete Literaturformat „Longreads“ mit Schriftstellerin Helene Hegemann.

Am falschen Ende gespart

Seine Sendung „Druckfrisch“ im Ersten darf Scheck indes behalten. Dennoch wurde das Aus für „Lesenswert“ als weiterer Beleg für den gesunkenen Stellenwert der Kultur im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und als Sparen am falschen Ende heftig kritisiert.

Die vergangenen Tage haben aber auch gezeigt, wie kurzfristig manche Entscheidungen offenbar fallen. Zum Beispiel bei RTL. Der Kölner Privatsender hat die Reality-Show „Prominent getrennt – Die Villa der Verflossenen“ direkt vor dem Finale an diesem Donnerstag aus dem linearen Fernsehprogramm genommen.

Einem RTL-Sprecher zufolge „eine ganz normale Programmänderung“. Die letzten drei Folgen laufen nun online only auf RTL+, wo „alle Folgen schon seit längerer Zeit komplett zu sehen“ sind. Den linearen Programmplatz füllt eine Wiederholung der „Die ultimative Chart Show – Die erfolgreichsten Songs der 90er“ mit Oliver Geissen. Da scheint die Unzufriedenheit mit den Quoten sehr groß gewesen sein.

Der Konkurrenzsender Sat.1 hadert indes mit den beiden erst im Mai gestarteten Kochshows „Drei Teller für Lafer“ und „Das Schnäppchenmenü – Drei Gänge, fertig, los“. Im täglichen Nachmittagsprogramm hätten sie „leider nicht den Massengeschmack getroffen“, sagte ein Sendersprecher zu DWDL. Die Konsequenz: Die Sendungen mit den beiden prominenten Köchen Johann Lafer und Alexander Kumptner laufen an diesem Freitag letztmals im hart umkämpften Nachmittagsprogramm. Jeweils fünf neue Folgen will Sat.1 nun am Samstag sowie auf Joyn zeigen.

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