Kultur: Über Musik, die Mörder mögen
"American Psycho" gilt als einer dieser unverfilmbaren Romane, trotzdem ist die Verfilmung überraschend gelungen. Der Film hilft gegen die Phil-Collins-Abhängigkeit, eine typische Suchtkrankheit des späten 20.
"American Psycho" gilt als einer dieser unverfilmbaren Romane, trotzdem ist die Verfilmung überraschend gelungen. Der Film hilft gegen die Phil-Collins-Abhängigkeit, eine typische Suchtkrankheit des späten 20. Jahrhunderts. Die Hauptfigur, ein Massenmörder, hört beim Morden gerne Phil Collins oder Whitney Houston. Die Liebe zur Musik und das Böse sind Geschwister: Einiges in "American Psycho" erinnert an "Clockwork Orange".
Oh ja, den Tod kann keiner leiden, sogar, wenn Tom Waits dazu singt. Aber das Leben bekommt den Menschen auch nicht besonders. Es macht sie nicht schöner. Aus süßen Kindern werden unsüße Erwachsene. Die Haare sind kurz, lang, kurz. Schließlich fallen die Haare aus, und schon klopft das Gewichtsproblem an die Tür.
In einem anderen Film wird ein Kind namens Dieter in der ersten Schulklasse gefragt, wie es sich sein Leben vorstellt. Dieter antwortet, dass er viel reisen möchte. Tatsächlich schickt sein Land ihn hinaus in die Welt. Dieter wird Gastarbeiter. In Libyen und in Frankfurt am Main. Startbahn West. Dieter ist aus der DDR, und die Startbahn West ist tatsächlich von Gastarbeitern aus der DDR gebaut worden, gegen Devisen. Nach der Wende wird Dieter erfolgloser Vertreter, baut ein Haus, zittert vor der Oder-Flut, arbeitet für die Firma Holzmann und wird entlassen.
Ist diese Lebensgeschichte spannend? Ja. Ich bin ein Fan der "Kinder von Golzow". Im Jahre 1961, kurz nach dem Mauerbau, sind die Filmemacher Barbara und Winfried Junge in das brandenburgische Dorf Golzow gefahren. Sie haben sich eine erste Klasse ausgesucht, Kinder der Jahrgänge 1953 bis 1955. Seitdem begleiten sie deren Leben mit immer neuen Dokumentarfilmen. Porträts, über 40 Jahre hinweg. Gewiss, Junge hebt häufiger den Zeigefinger, als ein junger Dokumentarfilmer es tun würde. Aber die Mängel wiegen gering, verglichen mit der Faszinationskraft der "Golzow"-Saga. Man sieht dem Leben zu. "Golzow" ist vieles - Porträt einer lost generation, Sittenbild deutschen Provinzlebens, Sozialgeschichte aus der Perspektive der kleinen Leute, dörfliche "Lindenstraße", Geschichte der Haarmoden, der Couchgarnituren und der Gewichtsprobleme, alles.Aus der Serie "50 Verweht"