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Ursli Pfister und seine neue Show: „Ich weiß nicht, wie ich ohne die ,Bravo’ überlebt hätte“
Christoph Marti alias Ursli Pfister war in seiner Jugend oft unglücklich in Mitschüler verliebt. Trost fand er in der „Bravo“ und bei Schlagerstars. Davon erzhält jetzt seine Musik-Show „Peggy March, Frau Huggenberger und ich“ in der Bar jeder Vernunft.
Stand:
Mit 17 hatte Christoph Marti schon keine naiven Träume mehr wie im berühmten Schlager von Peggy March, die er jetzt auf der Bühne verkörpert. In dem Alter hatte er bereits die Schule geschmissen und wusste, dass er unbedingt zur Bühne wollte.
„Damals war ich schon sehr stark auf meinen eigenen Weg konzentriert und hatte glücklicherweise auch bald meinen ersten Freund“, sagt der Entertainer, der seinem Publikum vor allem unter dem Künstlernamen Ursli Pfister bekannt ist.
„Bis dahin war ich vor allem unglücklich in meine nicht-schwulen Klassenkameraden verliebt – und ich weiß nicht, wie ich ohne die ,Bravo’ überlebt hätte.“ Jeden Mittwoch erschien dieses Magazin, jeden Mittwoch kaufte Christoph die neueste Ausgabe in der Hoffnung, dass diesmal wieder das Foto eines spärlich bekleideten Mannes zu sehen wäre.
Wie das alles irgendwann mal praktisch aussehen könnte, wusste er damals noch nicht, aber Peggy March und andere Schlagerstars erschienen ihm als Expertinnen in Sachen Liebe, Beziehungen und Männer:

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„Auf jedem Bild hatte sie eine neue Frisur, ein neues Kleid und einen anderen Mann. Das erschien mir sehr erstrebenswert. Heute lachen wir darüber, denn sobald man einen Internetbrowser bedienen kann, hat man Zugang zu wirklich allem, aber damals gab es in dieser Hinsicht so gut wie nichts. Jedenfalls in meiner Umgebung.“
Schon mit fünf Jahren hat der kleine Christoph „Memories of Heidelberg“ von Peggy March gehört und stand in ihrem Bann.
„Für mich war das Swinging London, aber auf Deutsch. Heute erscheint mir vieles davon sehr banal, vor allem, nachdem sie mit ihrem Mann nach München gezogen ist und Sachen wie ‚Happy End im Hofbräuhaus‘ sang. Das ist auf seine Weise auch toll, aber es passt nicht in diesen Abend.“
In der neuen Show geht es um Scham und Schuld, um Erlebnisse in Kindergarten und Grundschule, um Hoffnung, Enttäuschung und Bloßstellungen, mit denen wohl jeder im Lauf seines Lebens umgehen muss.
Nach der Schule fand Christoph Marti seine kleine Oase bei Frau Huggenberger. Die Nachbarin besaß nämlich alle Schallplatten, die ihm eine Flucht aus der Realität ermöglichten: „Zuerst hörte ich die Musik gemeinsam mit ihr, dann durfte ich auch alleine den Plattenspieler bedienen, während sie spülte oder putzte. Und bei ihr gab es Coca-Cola.“
Merkwürdige Reime und unverhoffte Widerhaken öffnen sich zu Momenten der Wahrheit in der künstlichen Schlagerwelt. Wenn es in „Romeo und Julia“ heißt, dass die Nachbarn über die unmögliche Liebe der beiden tratschen, Peggy March aber sicher ist, dass ihre Liebesgeschichte gut ausgeht, öffnet sich für den Hörer ein utopischer Raum, auch wenn das kaum ein Schlagerfan so nennen würde:
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„Wir sind bei diesem Lied über die Erwähnung von Florenz gestolpert. Das reimt sich auf Konkurrenz und der Schlüssel ist, dass wir alle nicht in Florenz leben. Weder Romeo und Julia noch Peggy March noch wir, die wir einen deutschen Schlager anhören. Einerseits alles total bescheuert, andererseits ein Anknüpfungspunkt an unser Leben.“
Besonders beeindruckend sind die Frisuren und Kostüme von Peggy March. Extrem aufgetürmt die einen, extrem kurz und farbenfroh die anderen.
Ein gefundenes Fressen für die Kostümbildnerin Heike Seidler und Christoph Marti: „Einige Kleider wurden genau nachgeschneidert, andere sind frei nachempfunden. Wir lassen uns übermütig überraschen von den verschiedenen Looks und allen verfügbaren Haarfarben. Es gibt genug zum Staunen.“
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