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Laterne. Die "Baustelle" genannte Installation von Luc Wolff in der Klosteruine.

© Holger Herschel

Hingehen: Kunst in der Klosteruine Berlin: Vom Himmel hoch und tief

Die Ruine der Franziskaner Klosterkirche in Mitte in ein verwunschener Ort und bis Ende Oktober sind dort Rauminstallationen zu sehen.

Ach, du Schreck. Rot-weißes Absperrband so hoch das Auge reicht. Wird – Sakrileg! – als Maßnahme zur Wiederherstellung der historischen Stadtmitte jetzt womöglich die Ruine der 1250 erbauten Franziskaner Klosterkirche aufgemöbelt? Aber nein. Der auf einem Sonntagsspaziergang zur goldglänzenden neuen alten Turmspitze der Parochialkirche erst abgelenkte und dann angezogene Blick offenbart dann doch keine profane Baustelle. Sondern eine, die absichtsvoll als Rauminstallation mitten in diesen aus der Zeit gefallenen Ort gepflanzt ist (Klosterstraße 73, bis 30. Oktober, Mo–So 10–18 Uhr). Ein Stangengerüst, so hoch wie die eleganten gotischen Backsteinbögen, umwickelt mit Plastikband, und jeden Tag in der wieder viel zu früh hereinfallenden Dämmerung leuchtend wie eine Riesenlaterne. Luc Wolffs Arbeit greift die Form der Kirchenapsis auf, über der wild die Wolken jagen.

Die Videoinstallation "Antipod" von Patricia Detmering in der ehemaligen Sakristei.
Die Videoinstallation "Antipod" von Patricia Detmering in der ehemaligen Sakristei.

© Holger Herschel

Der Himmel ist so hoch, dass er sich tief im Boden spiegelt. Jedenfalls scheint das beim Betrachten der Videoinstallation von Patricia Detmering so zu sein. Sie hat das Himmelszelt in der ehemaligen Sakristei gewissermaßen im Boden versenkt. Und kann – genau wie der ebenfalls anwesende Luc Wolff – am Mittwoch (12.10., ab 18 Uhr) bei der Saisonabschluss-Sause der Ausstellung auch auf ihre Arbeit angesprochen werden.

Ab November bleiben die gegen das Verkehrsrauschen anschweigenden Abteimauern wieder sich selbst und den Zeitläuften überlassen. An diesem ehrwürdigen Ort kommt einem ein Volkslied in den Sinn: „An der Saale hellem Strande, stehen Burgen stolz und kühn. Ihre Dächer sind zerfallen und der Wind streicht durch die Hallen. Wolken ziehen drüber hin.“

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