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Erst kickern, dann trinken. Das Credo der modernen Bar von heute.

© dpa

Seltsame Sporttrends im Berliner Nachtleben: Vor dem Bier kommt der Schweiß

Kicker, Dart, Tischtennis: Wer abends in Berlin in eine Bar stolpert, muss sich neuerdings womöglich erst einmal sportlich verausgaben, bevor er an sein Bier kommt.

Es gibt so Läden, deren Attraktivität mir völlig schleierhaft bleibt. Das war früher so, als immer alle zum Kickern in die Milchbar in der Manteuffelstraße wollten; immerhin konnte man sich dort auch relativ ungestört von der Kickerei im vorderen Barbereich betrinken. Und das ist heute so, da in der Torstraße eine Bar wie das Schmittz zumindest im Vorbeifahren wie ein Hot Spot zumindest des Torstraßennachtlebens wirkt, so viele Leute, wie dort draußen immer herumstehen.

Nur stehen die dort nicht, weil es drinnen zu voll oder zu heiß oder die Musik zu unerträglich laut ist, sondern weil sie sich ausruhen wollen oder darauf warten, wieder dranzukommen. Das Schmittz ist nämlich ein Laden, in dem zuerst, und wirklich mit der Betonung auf „zuerst“!, gekickert und Dart und Tischtennis gespielt und dann erst Bier und Schnaps getrunken wird. Vor allem Tischtennis, muss man sagen. Denn zwei Platten nehmen eine Menge Raum ein. Selbst wenn „chinesisch“ gespielt wird, also acht, neun Leute immer um den Tisch herumlaufend nach und nach einen Sieger ausspielen, passen in diese Räume nicht viele Menschen herein (kein Wunder also, dass draußen herumgestanden wird). Aber warum Tischtennis? Warum Tischtennis am späten Abend in so einer Atmosphäre? Geht es beim Ausgehen nicht um anderes, von Quatschen über Gucken bis zu Sie-wissen-schon? Kann man Tischtennis, wie es sich gehört, nicht im Verein oder von mir aus an an öffentlichen Steinplatten spielen? (Und wer jetzt lästert, der kann es halt nicht, deshalb versteht er es auch nicht: Nein, ich kann sogar ziemlich gut Tischtennis spielen!).

Andererseits, jetzt fällt es mir ein, da spricht noch einmal die Erinnerung: Was mögen seinerzeit die Menschen im M oder im Rössli gedacht haben, als sie mich da mit zwei, manchmal drei Freunden nichts anderes als Skat spielen gesehen haben. Stundenlang, ohne rechts und links irgendetwas wahrzunehmen, mit einer gewissen rücksichtslosen Angespanntheit und Lautstärke, es ging immer auch um Geld. Ja, genau, Skat! In eher angesagten Bars, nicht in Altberliner Eckkneipen, wie sie ein Thomas Kapielski bevorzugt besucht, so es sie denn noch gibt. Nicht mehr in Neukölln, Mitte etc. Asche auf mein Haupt also! Und: Ist schon ein toller Laden, das Schmittz!

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