
© MDR/Kirsten Nijhof
Vorbild MDR: Intendantengehalt sinkt auf 280.000 Euro
Ralf Ludwig verdient künftig weniger als die noch amtierende Intendantin Karola Wille.
Stand:
Kommt da was ins Rutschen? Auf den Spitzenebenen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gibt es jedenfalls Bewegung, was die Gehälter angeht. Ralf Ludwig, vom 1. November 2023 an neuer Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), hat sich mit dem Verwaltungsrat darauf geeinigt, dass er ein Jahresgehalt von 280.000 Euro beziehen wird. Das ist nur ein wenig mehr als das, was der 54-Jährige derzeit als Verwaltungsdirektor mit 275.000 Euro verdient.
Neuer Trend
Die bis Ende Oktober dieses Jahres amtierende MDR-Chefin Karola Wille bekommt jährlich 295.000 Euro überwiesen. Im Vergleich dazu muss Ludwig einen Verlust von 15.000 Euro hinnehmen. Das scheint verkraftbar zu sein, markiert zugleich aber einen neuen Trend. Die Intendantengehälter werden in der Höhe verlieren.
Natürlich werden bestehende Verträge nicht angetastet. Der bestverdienende Senderchef im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, WDR-Intendant Tom Buhrow, muss um seine 413.000 Euro nicht fürchten, auch SWR-Chef Kai Gniffke darf sich unverändert über 361.000 Euro freuen.
Aber dort, wo neue Verträge geschlossen oder auslaufende Verträge verlängert werden müssen, fördert die fortlaufende Diskussion um Zustand und Zukunft des Systems neue Verhaltensweisen zutage. Es wird spannend zu sehen sein, wo die designierte RBB-Intendantin Ulrike Demmer bei ihren Verhandlungen mit dem Verwaltungsrat landen wird. Dessen Chef Benjamin Ehlers hatte im Vorfeld der Intendantenwahl einen Korridor zwischen 180.000 und 230.000 Euro ventiliert, Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke will die Intendantengehälter auf Ministerpräsidentengehälter-Niveau deckeln, da werden 180.000 Euro für Ulrike Demmer plötzlich realistisch.
Zur Erinnerung: Die fristlos entlassene RBB-Intendantin Patricia Schlesinger bekam 303.000 Euro Jahresgehalt (Boni nicht eingerechnet), Interimschefin Katrin Vernau bezieht 295.000 Euro (Mietkostenzuschuss nicht eingerechnet). Wenn Demmer deutlich darunterliegt, stellt sich mit Vehemenz die Frage: Wurden die Vorgängerinnen zu üppig bezahlt oder wird die Nachfolge unter Niveau entlohnt?
Deckel bei SR-Gehältern
Die Debatte darum hat jedenfalls an Tempo gewonnen und kennt derzeit nur eine Richtung: runter mit den Spitzensalärs. Die SPD-geführte Landesregierung in Saarbrücken will per Gesetz das Intendantengehalt beim Saarländischen auf 180.000 Euro zu deckeln. Intendant Martin Grasmück erhält 245.000 Euro. Diese 180.000 Euro scheinen in der vor allem von der Rundfunkpolitik betriebenen Diskussion das aktuelle Mantra.
Nebenwirkungen können da nicht ausbleiben. Der Programmdirektor von Radio Bremen, Jan Weyrauch, zeigt am Vorabend der Intendantenwahl beim RBB seine Bewerbung. Ihm war plötzlich eingefallen, dass er als Senderchef in Berlin/Brandenburg möglicherweise weniger verdienen könnte als an der Weser. Dort verdient er jährlich 215.000 Euro. Klar: Warum sollte er es angemessen finden, wenn er als Intendant weniger auf dem Konto hätte denn als Programmdirektor?

© dpa/Monika Skolimowska
Folgende Situation wird denkbar: Bei den Arbeitstagungen der ARD-Anstalten sitzen sich Damen und Herren gegenüber, bei denen die Dame die Hälfte vom Herrn verdient. Von dieser Einzelfeststellung abgesehen können die Reduzierungen der Spitzengehälter eine sehr viel breitere Bewegung: Welche Salärs sind bei Direktoren, AT-Kräften, überhaupt im gesamten Gehaltsgefüge angemessen?
Die Landesrechnungshöfe von Berlin und Brandenburg haben schon mal einen Vergleich gezogen: Im öffentlichen Dienst liegt das Spitzentarifgehalt knapp über 6000 Euro monatlich, beim RBB dagegen bei über 10.000 Euro. Auch hier stellt sich die Frage nach der adäquaten Relation.
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