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Kultur: Vorschau: All That Jazz

Im Eiszeit Kino wird in dieser Woche das "3. Berliner Jazzfilmfest" mit "The Legend of Teddy Edwards" fortgesetzt (Dienstag und Mittwoch, 19 Uhr).

Im Eiszeit Kino wird in dieser Woche das "3. Berliner Jazzfilmfest" mit "The Legend of Teddy Edwards" fortgesetzt (Dienstag und Mittwoch, 19 Uhr). Im Laufe seiner 60-jährigen Bühnenkarriere spielte der Saxofonist mit allen, von Charlie Parker bis Tom Waits, blieb aber auch immer etwas im Schatten dieser anderen. Der Leiter des weltweit führenden Jazz-Instituts an der Rutgers University in Newark, New Jersey, Dan Morgenstern, wurde von Produzent Don McGlynn für seine aktuelle Dokumentation zu Rate gezogen, und Teddy Edwards wurde bei der Welturaufführung des Films im Los Angeles County Museum of Arts mit standing ovations gefeiert. Von McGlynn stammt auch der Film "Triumph of the Underdog", den er 1997 zusammen mit Sue Mingus produzierte. Titel und Inhalt des Film, in dem es um das Leben und die Musik des Bassisten Charles Mingus geht, sind an die Autobiografie des kompromisslosen Musikers angelehnt, die unter dem Titel "Beneath The Underdog" erschienen ist. Das Jazzfilmfestival im Eiszeit läuft noch parallel zum Berliner Jazzfest und endet am 7. November mit einem höchst seltenen Konzert des in Berlin lebenden Bassisten Sirone, der einst als Mitglied des Revolutionary Ensemble in New York direkt am Puls der Jazzzeit operierte.

Heute und morgen werden im Eiszeit die zwei letzten Folgen der zehnteiligen Serie des Dokumentarfilmers Ken Burns über die Geschichte des amerikanischen Jazz gezeigt (jeweils 19 Uhr). In "The Adventure - 1956-1960" geht es um den Aufbruch aus konservativen Nachkriegsstrukturen, die sich in der Folge des Bebop auch in den Jazz einschlichen. Jazz sollte nicht mehr nur laue Backgroundmusik sein, die man zu Cocktails löffelt, hieß es damals. Der Preis, den der Jazz zahlen musste, um sich für das primäre Hören zu qualifizieren, war allerdings höher als erwartet. Ornette Coleman und John Coltrane kamen zwar mit tollen neuen Sounds und Ideen, nur das zahlende Publikum blieb seltsam ratlos zurück.

Vor allem der zehnte Burns-Teil, "A Masterpiece by Midnight - 1960 to the Present", stellt dann den Apologeten des neotraditionalistischen Retro-Jazz, Wynton Marsalis, als Jazzhero der Neuzeit vor. Deshalb gab es schon viel Streit in der Szene, der Saxofonist David Murray ging sogar soweit zu behaupten, dass der Posaunist J.J.Johnson sich unlängst das Leben nahm, weil er in dem Film nicht vorkommt. Aber jenseits solch individueller und kollektiver Wahnvorstellungen und Wirksamkeiten brachte diese Serie dem Jazz soviel öffentliche Aufmerksamkeit wie seit Jahrzehnten nicht (Montag, 19 Uhr).

So wie Jan Garbarek einst den ECM-Sound und Fjord-Jazz definierte, prägte die Sängerin Maria Joao eine ganz neue Wahrnehmung im Umgang mit den tradionellen portugiesischen Sounds, hysterisch perkussiver Stimmakrobatik und europäischem Jazz. Doch die Lamenti voller Sehnsucht und Fernweh bleiben auch in ihrer eher wortkargen Musik sehr präsent. Einige ihrer schönsten Aufnahmen der vergangenen Jahre sind auf den Alben "Cor" und "Fabula" versammelt, bei denen auch Trilok Gurtu, Ralph Towner und Dino Saluzzi dabei waren. Maria Joaos Ehemann Mario Laginha ist seit Jahren der Pianist in ihren Bands. Mit ihm, dem Akkordeonspieler Toninho Ferragutti und Helge A. Norbakken, Schlagzeug, wird Mario Joao morgen in Kreuzberg erwartet, das Konzert der Woche findet in der Passionskirche statt (20 Uhr).

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