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Waldbrände in Kalifornien : Schönbergs Noten wurden Opfer der Flammen
Das Verlagshaus mit 100.000 Partituren und Noten in den Pacific Palisades ist abgebrannt. „Wir haben alles verloren“, sagt der Sohn des Komponisten. Die Kunstschätze des Getty Center sind vorerst sicher, aber viele Galerien, Ateliers und zeitgenössische Kunstwerke wurden ebenfalls zerstört.
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Den Waldbränden rund um Los Angeles sind auch mindestens 100.000 Partituren und Notenexemplare von Arnold Schönberg zum Opfer gefallen, da auch das Verlagshaus von Belmont Music Publishing in den Pacific Palisades niedergebrannt ist. Dies berichten mehrere Medien, darunter die „New York Times“.
Nach Auskunft von Larry Schönberg, dem 83-jährigen Sohn des österreichischen Komponisten, gehören zwar keine Noten-Autographe, aber einige Original-Handschriften, Briefe und Fotografien zu dem Inventar, das mit dem Gebäude hinter seinem eigenen Haus vollständig verbrannt ist.
„Es ist brutal, wir haben alles verloren“, sagte er der „New York Times“. Vor allem handelte es sich bei der Notensammlung des von Larry Schönberg geleiteten familieneigenen Verlags, der seit 1965 die Noten des Zwölfton-Komponisten herausbringt und kuratiert, um die wichtigste Kollektion für den Verleih an Orchester und Musiker wie auch für die Nutzung von Musikwissenschaftlern.
Leon Botstein, Chefdirigent des American Symphony Orchestra, sprach gegenüber der „New York Times“ von einer unverzichtbaren Quelle für ausführende Musiker.
Larry Schönberg betonte seinerseits in einer Erklärung, der Verlust bedeute nicht nur die physische Zerstörung von Eigentum, sondern auch einen verheerenden Schlag für die Kulturwelt.
Arnold Schönberg war 1933 als Jude aus Wien vor den Nazis in die USA geflohen. 1913 bis 1915 hatte er in Berlin-Steglitz gelebt. Er ließ sich nach seiner Flucht aus Österreich in Los Angeles nieder und starb dort 1951, im Alter von 76 Jahren.
Während sich der größte Teil der Schönberg-Handschriften im Schönberg-Center im Wien befindet, hofft Belmont Publishers nun darauf, bald digitale Noten erstellen und wieder neu anfangen zu können.
Auch zahlreiche Kunstwerke wurden zerstört, ganze Archive und Galerien
Wie die „New York Times“ und US-amerikanische Kulturmagazine außerdem berichten, wurden auch etliche Galerien, Ateliers, Privatsammlungen, Ateliers und Künstler-Archive von den Feuern zerstört. Während die wertvollen Kunstschätze des Getty Center bislang verschont blieben – denn der 1997 eröffnete Gebäudekomplex des Stararchitekten Richard Meier besteht aus feuerfestem Travertinmarmor und wurde zahlreichen Brandschutztests unterzogen –, beklagen etliche Künstler den Verlust ihrer Werke. Das „Cultured“-Magazin lässt rund 30 betroffene Bildhauerinnen, Maler, Sammler, Musiker und Galeristen zu Wort kommen, darunter den Maler Alec Egan.
Dieser berichtet auch in anderen Medien, dass er seit zwei Jahren für eine Solo-Ausstellung in einer Galerie auf dem Wilshire Boulevard gearbeitet hatte und sämtliche Bilder nun verbrannt sind. Die Installations- und Videokünstlerin Diana Thater und ihr Ehemann, der Konzeptkünstler T. Kelly Mason verloren ihr gesamtes Filmmaterial, Bänder, Gemälde und Festplatten, kurz: das komplette, in einer Garage gelagerte Archiv. Die Künstlerin Camilla Taylor hat nach eigenen Angaben ihr Oeuvre aus zwei Jahrzehnten verloren, Drucke, Zeichnungen, Skulpturen aus Metall, Keramik und Glas.
Nur drei Beispiele von vielen aus den Berichten der „New York Times“. Auch das Online-Magazin „Hyperallergic“ lässt zahlreiche Betroffene zu Wort kommen. Eine davon ist die in L.A. ansässige Künstlerin Mary Anna Pomonis, die gerade eine Solo-Show in der Künstlergalerie Alto Beta in Altadena hatte. Mit der Galerie sind unter anderem auch zehn ihrer Werke verbrannt. Dem Magazin zufolge versucht sie nun, einen Sinn in der Katastrophe zu erkennen. Den Verlust ihrer Werke betrachtet Pomonis als eine Art „Opfergabe für einen unbekannten Zweck“.
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