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Kultur: Was machen wir heute?: Spike Lee enttäuschen

Wenn man dauernd im Nachtleben unterwegs ist, und dann auch noch selber Platten auflegt, weiß man ziemlich genau, wo die besten Parties stattfinden. Deswegen schreib ich ja überhaupt diese Kolumne: Weil ich Ihnen als Nachteule genau erzählen kann, was auf den Parties in Berlin so passiert, und wo Sie hingehen könnnen, wenn Sie mal wieder feiern wollen.

Wenn man dauernd im Nachtleben unterwegs ist, und dann auch noch selber Platten auflegt, weiß man ziemlich genau, wo die besten Parties stattfinden. Deswegen schreib ich ja überhaupt diese Kolumne: Weil ich Ihnen als Nachteule genau erzählen kann, was auf den Parties in Berlin so passiert, und wo Sie hingehen könnnen, wenn Sie mal wieder feiern wollen. Meine Freunde wissen das zu schätzen. Spätestens am Donnerstag rufen sie an und wollen wissen, was denn am Wochenende so geht. Dann gebe ich ein paar Tipps, und wenn ich selber Platten auflege, empfehle ich natürlich mich selber. Ich will ja, dass meine Freunde sich gut amüsieren, die erzählen mir schließlich auch von guten Ausstellungen und neuen Restaurants und spannenden Filmen.

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Allerdings kann man sich so als wandelnder Partykalender gelegentlich auch ein bisschen seltsam fühlen. Letzten Sonntag zum Beispiel. Da war ich mit meinem Freund Daniel zum Abendessen verabredet. Wir waren gerade bei der Vorspeise, da rief ihn eine Journalistin von der "Zeit" an und fragte, ob er nicht wüsste, wo man denn heute Abend

Spike Lee hinschicken könte, der würde so gerne noch in einen Club gehen. Daniel war etwas verdutzt. Spike Lee, den amerikanischen Regisseur? Ja, der sei doch in der Stadt, um seinen neuen Film vorzustellen.

Daniel überlegte und überlegte, aber so spontan fiel ihm leider gar nichts ein. Aber, beruhigte er die Journalistin, er würde ein bisschen herumtelefonieren und sich später noch mal melden. Aber wen er auch anrief - keiner hatte einen Tipp. All die DJs und Clubmacher, die immer wissen, was abends so passiert, alle meldeten: Heute Abend ist nichts los, und überhaupt, sonntags kann man in Berlin doch nicht ausgehen. Wir zerbrachen uns dann eine ganze Weile noch selber unseren Kopf. Wenn jetzt nicht gerade grauer Februar wäre, hätten wir Spike Lee ins Yaam nach Treptow geschickt, wo es Basketball gibt und gute Musik, das wüsste Spike Lee bestimmt zu schätzen. Aber an diesem Abend war offenbar wirklich und wahrhaftig nichts los.

Da hat man also quasi Spike Lee am Telefon - und man hat nichts, was man ihm empfehlen könnte. Daniel hat sich ein bisschen geschämt, als er schließlich zurückrief. Aber Spike Lee fand es wohl nicht so schlimm. Die Journalistin erzählte hinterher, er wäre im Hotel geblieben und hätte sich ein paar Basketball-Spiele im Fernsehen angeschaut. Trotzdem kamen wir uns komisch vor. So, als müssten wir als trottelige Party-Profis dafür geradestehen, dass in Berlin an diesem Abend nichts los war. Ist das vielleicht, was man ein übersteigertes Verantwortungsgefühl nennt? Oder war es nur komisch, weil man sonst immer wenigstens eine Party empfehlen kann?

Keine Ahnung. Für heute Abend habe ich auf jeden Fall einen sicheren Tipp für Sie. Heute Abend spiele ich selber: im 103, mit Shantel aus Frankfurt am Main. Sehen wir uns?

Daniel Haaksman

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