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Philosophie des Wassers. Ayami Awazuharas Arbeit „Aquatopia“ von 2018.

© NBA

Berlin-Charlottenburg: Weg vom Kunsthandel: Galerie Neumeister Bar-Am erfindet sich neu

Die Charlottenburger Galerie Neumeister Bar-Am heißt jetzt NBA und wagt als Ort der Kunstvermittlung den Neustart.

Der große Raum der Galerie NBA ist frisch gestrichen, die bunten Tapeten und Pop-Art-Schriftzüge in 3-D von Pietro Sanguineti sind verschwunden. Es war die letzte Ausstellung unter altem Namen und Sanguinetis Ausstellungstitel „The Last Show“ durchaus programmatisch gemeint: Weil die Unterstützung seines Businesspartners nach fünf Jahren Galerie Neumeister Bar-Am wegfiel, benannte Barak Bar-Am seine Galerie bereits im Frühjahr in NBA um.

Obwohl er dieses Jahr noch kommerzielle Ausstellungen mit Fokus auf Fotografie und Internetbezug zeigte, wird der Name bleiben. Mit der Berlin Art Week eröffnete nun allerdings nicht bloß die neue Ausstellung „Aquatopia“ der in Berlin lebenden Künstlerin Ayami Awazuhara im Würfel – eine Art Nische, die immer schon für experimentelle Objekte reserviert war. Die Schau markiert gleichzeitig den Beginn eines neuen Konzepts für Bar-Ams ehemalige Galerie.

Kunsthandel tritt in den Hintergrund

„Wir haben über die Jahre viel verkauft“, meint Barak Bar-Am, „aber man kann kein Geld mit Kunst unter 10 000 Euro verdienen.“ Die Kosten zum Erhalt einer Galerie seien einfach zu hoch. „Es ist schwierig zuzugeben, dass etwas nicht funktioniert hat, und man braucht eine gewisse Ehrlichkeit und den Mut dazu“, fährt er fort. Als Bar-Am an diesen Punkt gelangt war, beschloss er, sich vom traditionellen Galerieformat zu verabschieden und seine Entscheidung öffentlich zu machen. Auch deshalb nannte er Sanguinetis Ausstellung „The Last Show“. Bar-Am verstand dies als Ansage und schickte zusätzlich eine erklärende E-Mail an sein Netzwerk vom Ende von NBA als kommerzielle Galerie: „Ich möchte mich mit NBA wieder auf die echten Sachen konzentrieren.“ Die echten Sachen – das ist für ihn als Künstler die Kunst. Der Kunsthandel soll nur noch im Hintergrund stattfinden. NBA hingegen soll wieder eine Bühne für Künstler werden. Dafür nutzt Bar-Am nun den 80 Kubikzentimeter großen Würfel „Space“.

„Er hat sich profiliert. Es ist ein kleines Format und es macht Spaß, mit neuen Künstlerinnen wie Ayami Awazuhara zu arbeiten“, erklärt Bar-Am. Die anderen Räume seiner Galerie möchte er so nutzen, dass er bestenfalls laufende Einnahmen verzeichnet. Zum Konzept gehört das ehemalige Lager, das er nun als Büro vermietet. Seinen großen Raum im White-Cube-Format nennt Bar-Am inzwischen „Table Room“. Mit dem geplanten langen Tisch in der Mitte möchte er ihn tageweise vermieten oder ab November für Veranstaltungen nutzen. „Hier sollen Leute aus verschiedenen Ecken für Präsentationen oder Vorträge zusammenkommen“, sagt der ehemalige Galerist.

Man merkt ihm die Erleichterung an

Es scheint, als hätte Bar-Am das Fundament für einen neuen Weg von NBA gelegt. Trotz aller Ungewissheit über das, was in den kommenden Monaten passieren wird, merkt man ihm die Erleichterung an – dass er den Schritt weg von der Galerie gemacht hat. Auch wenn die Baustelle in seinen Räumen sinnbildlich wie die Baustelle seines Wegs zum neuen Konzept wirkt – Bar-Am hat wieder Spaß an seiner Arbeit.

Galerie NBA, Goethestr. 2, Aufgang D; bis 3. 11., Do–Sa 12-18 Uhr

Lorina Speder

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