zum Hauptinhalt
Moderatorin Julia-Niharika Sen

© Screenshot

Zahlreiche Pannen bei der „Tagesschau“: „Das war natürlich nicht das richtige Stück“

Erst der Verzicht auf die Anrede „Meine Damen und Herren“, dann eine verwirrend fehlerhafte Ausgabe: Die Tagesschau steckt in ungewohnten Turbulenzen.

Gerrit Bartels
Ein Kommentar von Gerrit Bartels

Stand:

Zunächst nur ein bisschen irritiert war man, als „Tagesschau“-Sprecherin Julia-Niharika Sen am Sonntagabend gut nach der Hälfte der Nachrichtensendung einen Bericht über die Lage im Norden Israels ankündigte und es dann um die Philippinen und das dortige Müllproblem ging. Redaktion und Sen reagierten schnell, die Sprecherin bat um Entschuldigung („Das war natürlich nicht das richtige Stück“) und kündigte das richtige Stück an.

Dann aber wurde die Irritation größer und größer, da schien die Zeit vor dem Bildschirm kurz stillzustehen. Im Hintergrund gab es ein Bild von der Chaos-Fahrt eines polnischen Lastwagenfahrers auf einer Autobahn in Nordrhein-Westfalen, warum auch immer, Julia-Niharika Sen schaute und schaute, wartete, hob an, dass offensichtlich der Beitrag noch nicht laufe, und dann: wieder das Philippinen-Stück.

Danach eine weitere Entschuldigung von der Sprecherin: „Wir bitten, den technischen Fehler eben zu entschuldigen“. Und weiter geht es mit dem Israel-Beitrag, und irgendwann erschien auch das Unfallbild zum richtigen Beitrag.

Contenance gewahrt

So viele Fehler nacheinander hat es in der Geschichte der ARD-Tagesschau wohl noch nie gegeben, und erstaunlich war die Contenance, die Julia-Niharika Sen bewahrte. Souverän verabschiedete sie sich um 20.16 Uhr auch noch mit einer dritten Entschuldigung für die Pannen. Der Anschein, ein Hochamt zu sein, zumal am Sonntagabend, blieb gewahrt.

Trotzdem konnte man kurz auch auf den Gedanken kommen, dass die Tagesschau ihre neueste Änderung noch nicht so richtig verinnerlicht hatte, anders als ihr Publikum: den Verzicht der Sprecher und Sprecherinnen auf das „Guten Abend, meine Damen und Herren, wir begrüßen Sie zur ,Tagesschau’“.

Seit knapp zwei Wochen heißt es nur noch „Guten Abend, ich begrüße Sie zur Tagesschau“, wie am Sonntag von Julia-Niharika Sen. Es hatte eine Umfrage unter den Zuschauer und Zuschauerinnen gegeben, dabei habe es den Wunsch nach einer moderneren, also auch: genderneutralen Anrede gegeben. Von der „Bild“ natürlich gleich als „Woke-Wahnsinn?“ hinterfragt.

Der NDR teilte das so mit: „Die Veränderung basiert unter anderem auf einer qualitativen Zuschauerbefragung und entspricht dem Wunsch nach einer authentischen und zugänglichen Ansprache“. Außerdem orientiere sich die „Tagesschau“ zunehmend am „gesprochenen Wort statt an formeller Schriftsprache“. Heißt also: nicht nur moderner, zeitgemäßer, sondern auch lockerer. So locker, dass die Sendung gleich so durcheinander gerät wie am Sonntagabend, das dürfte natürlich nicht im Sinn der Sendegewaltigen sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })