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Zukunft des Alliiertenmuseums: Symbol der Freiheit statt Lagerstätte
Zu lange wird in der Berliner Politik schon der Standort des Alliiertenmuseums diskutiert. Als Institution verdient es in diesen Zeiten mehr Wertschätzung.

Stand:
Es wird mal wieder über die Zukunft des Alliiertenmuseums debattiert, dass an seinem jetzigen Standort an der Clayallee, nun, sagen wir es freundlich, unterbewertet ist. Nicht der Sammlung wegen, zu der echte Preziosen der Geschichte des Kalten Kriegs gehören. Sondern als Institution. Die diversen Berliner Abgeordnetenhäuser und Senate haben sie wenig pfleglich behandelt, eher also Lagerstätte für Dinge, mit denen man aber seit der den 1990ern herrschenden „Friedens-Dividenden“-Euphorie wenig anfangen kann.
Dies Museum nämlich demonstriert für alle Appeaser geradezu peinlich scharf: Liberale und rechtsstaatliche Demokratien müssen sich verteidigen können, und zwar auch militärisch, um gegen die andauernde Herausforderung durch totalitäre Machtansprüche wie jenen der Sowjetunion und heute der Putins zu bestehen.
Und zweitens zeigt es: Ohne Amerikas Engagement, das neben allen machtpolitischen Aspekten vor allem ideell getragen wurde, wäre weder der Zweite Weltkrieg gegen Deutschland, Italien und Japan gewonnen worden, noch die so mühsam errungene Freiheit zunächst West- und Nordeuropas, seit 1990 auch Mittel- und Osteuropas bewahrt geblieben. Das wird in dem aktuell mal wieder besonders grassierenden Antiamerikanismus oft vergessen.
Der Pathosbegriff Freiheit schwebt über der Debatte
Ja, Freiheit, dieser pathosgeladene Begriff, darf in der Debatte über das Alliiertenmuseum nicht fehlen! Dabei zeigt alle Erfahrung: Nur liberale, rechtsstaatliche Demokratien können ihre Bürger über Jahrzehnte hinweg mobilisieren, sich für die Rechte ganz anderer Menschen einsetzen.
Die Alliierten, das war keine wertfreie Gemeinschaft von Großmächten, das war eine Koalition derjenigen, die sich dem stalinistischen Angriff auf die Freiheit nach 1945 entgegenstemmten. Keine einzige Regierung im von der Roten Armee besetzten Europa ist über eine freie Wahl an die Macht gekommen. Antidemokratische Regime wie das Stalins oder jetzt Putins überleben deswegen nur mit Terror, Lügen und düsteren Geschichtsklitterungen.
Und dies Museum zeigt: Jede Cola-Flasche verströmt mehr Optimismus und Zukunftssicherheit als alle Militärparaden auf dem Roten Platz zusammen genommen. Das wussten die Alliierten, das wussten ihre Gegner im Kalten Krieg, das wissen heute diejenigen, die in der AfD oder dem BSW gegen die liberale Demokratie, ihren Rechtsstaat, ihre gesellschaftliche Vielfalt hetzen.
Aber ich behaupte hier mal ungeschützt: Nur der allerwinzigste Teil ihrer tatsächlichen oder realen Wähler würde gerne unter Putins Knute leben. Das verlangen sie nur von Russen und Ukrainern. Auch um dieser umfassenden Kurzsichtigkeit zu begegnen, muss das Alliiertenmuseum endlich seine Aufgabe erfüllen können, muss nach Tempelhof umziehen. Und zwar schnell – die Antidemokraten warten nicht.
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