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Die 69. Berlinale ist seine letzte als Festivaldirektor. Dieter Kosslick bei der Eröffnungsgala.

© REUTERS/Michele Tantussi

Zwischenbilanz: Der Berlinale-Wettbewerb ist vom Mittelmaß bestimmt

Kaum Aussetzer, aber auch noch keine Höhepunkte auf Kosslicks letzter Berlinale. Überschattet wird der Wettbewerb von der Absage des chinesischen Beitrags.

Von Andreas Busche

Das Zwischenfazit dieser Berlinale ist überschattet von der Absage des chinesischen Wettbewerbsbeitrags „One Second“ von Zhang Yimou. Damit dezimiert sich das Rennen um den Goldenen Bären um einen Film auf jetzt 16 Kandidaten. Doch nicht nur zahlenmäßig ist dieser Jahrgang äußerst dünn.

So ereignis- und höhepunktarm war lange kein Wettbewerb mehr, die magere Ausbeute ist Wasser auf die Mühlen der Kosslick-Kritiker. Dem könnte man entgegenhalten, dass die Berlinale 2018 auch ohne herausragende Starfilme eine der interessantesten unter Dieter Kosslick gewesen ist.

Von dem schwachen Wettbewerb eine Schlussfolgerung abzuleiten, fällt daher schwer. Es greift sicher zu kurz, Kosslick einen Mangel an Motivation zu unterstellen. Nach der zuletzt heftigen Kritik hätte ihm ein krönender Abschluss gut zu Gesicht gestanden. Trotzdem muss man sich wundern, warum es der Berlinale nicht gelungen ist, ein abwechslungsreicheres Programm zusammenzustellen.

Zwar gab es außer Fatih Akins „Der goldene Handschuh“ keine Aussetzer, aber neue Impulse oder eine Neugier an aufregenden Kinobildern sucht man in Marie Kreutzers „Der Boden unter den Füßen“, „Mr. Jones“ von Agnieszka Holland oder der Roberto-Saviano-Verfilmung „La paranza dei bambini“ vergeblich. Dabei könnte das Kino im Moment nichts dringlicher gebrauchen.

Abschied im Freundeskreis

Einzige Ausnahme ist bisher Angela Schanelecs „Ich war zuhause, aber ...“ (Kritik links), die nun umso verlorener im Wettbewerb wirkt. Schanelec wurde zum ersten Mal in den Wettbewerb berufen; Lone Scherfig, Fatih Akin, Isabel Coixet, Wang Quan’an, Francois Ozon, Agnieszka Holland und Denis Côté sind alte Bekannte. Da liegt die Vermutung nahe, dass sich Kosslick im Freundeskreis von der großen Bühne verabschieden will.

Ein anderes Gerücht ist weniger schmeichelhaft. Dass nämlich Kosslick als lame duck in seinem letzten Jahr nicht mehr auf seine Kontakte zu Produzenten und Verleihern zählen kann. Wäre da etwas dran, würde das weder auf die Branche noch auf die Berlinale ein gutes Licht werfen.

Die Zukunft des Festivals darf nicht an das Schicksal einer Person geknüpft sein. Ermüdungserscheinungen sind auf der Berlinale normal. Dass der Wettbewerb nach der Absage von „One Second“ nun schon am Donnerstag endet, ist aber kein Grund zur Erleichterung.

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