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Die Not in der Kindermedizin war bekannt.

© mauritius images / age fotostock / Javier Larrea

Lage in den Kinderkliniken: Mit Geld allein ist es nicht getan

Die Infektionswellen überlasten die Krankenhäuser, wo Personal fehlt. Das hat mit dem ökonomischen Druck auf die Kliniken zu tun. Aber nicht nur damit.

Hannes Heine
Ein Kommentar von Hannes Heine

Stand:

Keine freien Kinderbetten in den Kliniken, überfüllte Praxen dazu. Nun ist eingetreten, wovor Kinderärzte schon vor der Pandemie warnten: Eine Großlage könne bundesweit die Stationen für die Jüngsten überfordern. Und die Zustände in den Kliniken verschärfen sich zur Jahreswende vermutlich noch, wenn die Infektionswellen – Grippe, RS-Virus, Erkältungen – fortschreiten und die üblichen Silvesterunfälle dazukommen.

Hauptursache für die Not ist der Personalmangel. Insbesondere in der Pflege wollen zu wenige Männer und Frauen arbeiten, zu kräftezehrend der Stationsalltag, zu frustrierend das Erlebte.

Pflegekräfte fehlen nicht nur wegen politischen Versäumnissen und dem System der Fallpauschalen, wonach die Kliniken mit einer bestimmten Summe pro Fall bezahlt werden, weshalb jene Patienten mit Akkorddruck versorgt werden, mit denen sich gut bezahlte Operationen abrechnen lassen.

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Selbstgerechte Patienten

Pflegekräfte fehlen auch, weil sie mit den wachsenden Ansprüchen selbstgerechter Patienten konfrontiert werden. Es ist zum Schämen, was sich die Beschäftigten in den Notaufnahmen anhören müssen, wie oft sie Sicherheitsdienste oder Polizei brauchen, um vor denjenigen geschützt zu werden, die von ihnen Hilfe verlangen.

Zu den umstrittenen Fallpauschalen und egozentrischen Patienten kommt noch etwas, das in diesem Land stets ausgeprägt war und das sich die Bundesrepublik nicht mehr leisten kann: die Bürokratie.

Aus Umfragen geht hervor, dass das Stationspersonal bis zu drei Stunden pro Schicht mit Dokumentation, Abzeichnen, Ausfüllen verbringt.

Erste Schritte machte die Bundesregierung nun: Die Kinderkliniken sollen 2023 und 2024 jeweils 270 Millionen Euro extra bekommen. Zudem sollen die Fallpauschalen durch sogenannte Vorhaltemittel ergänzt werden, was den ökonomischen Druck lindert.

Das sind die richtigen Signale – nur in diesen Winter helfen sie nicht mehr. Und Bürokratie und Egozentrik sind dann ohnehin noch da.

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