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Kurze Haube und viel Platz für die Passagiere – der B10 bietet einen üppigen Innenraum

© Foto: Leapmotor

Leapmotor B10: Elektrisierende Kampfpreise

Der chinesische Newcomer präsentiert den elektrischen Kompakt-SUV B10 mit viel Platz, Komfort und ausgereifter Technik - für unter 30.000 Euro

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Als Newcomer in knapp einem Jahr auf Platz drei der erfolgreichsten chinesischen Automarken in Deutschland – das muss man erst einmal schaffen. Leapmotor ist es gelungen – hinter den hierzulande weit länger eingeführten Marken MG und BYD. Leapmotor? Nie gehört? Das wird sich ändern. Denn nach den erfolgreich präsentierten elektrischen Kleinwagen T03 sowie dem Mittelklasse-SUV C10 bringt das Unternehmen mit dem vollelektrischen Kompakt-SUV B10 erneut ein technisch ausgereiftes, komfortables und preisgünstiges Modell. Für unter 30.000 Euro gibt es ein serienmäßig umfangreich ausgestattetes Fahrzeug, das im wichtigen Kompakt-Segment eine echte Alternative zu etablierten – und deutlich teureren - Modellen von Skoda, Kia oder Opel und Citroen darstellt.

Mit Stellantis im Rücken

Natürlich sind die in diesem Jahr bislang verkauften 5000 Fahrzeuge noch nicht die Welt, weiß Leapmotors Deutschland-Chef Martin Resch. Doch das erst 2015 gegründete Unternehmen, das in diesem Jahr bereits 600.000 Fahrzeuge in China verkauft hat, hat den riesigen Startvorteil, den Multi-Marken-Konzern Stellantis im Hintergrund zu haben. Das Unternehmen, zu dem unter anderem Marken wie Peugeot, Citroen, Opel, Fiat oder auch Jeep und Chrysler gehören, hat seit 2023 ein Joint Venture mit der chinesischen Marke. Stellantis ist dabei für den globalen Vertrieb und den Service zuständig. Auch deshalb hat Leapmotor in Deutschland bereits ein Händlernetz mit 121 Standorten, sagte Resch dem Tagesspiegel. Stellantis nimmt dabei in Kauf, dass Leapmotor hierzulande seinen eigenen Marken durchaus Konkurrenz macht.

Einprägsames Design

Der 4,52 Meter lange B10 präsentiert sich zwischen der eigenwilligen Front und dem steil abfallenden Heck mit einem gefälligen Design mit runden Formen und sparsam eingesetzte Sicken. Geschenkt, dass die Rücklichtleiste ein wenig an Porsche oder die Radhäuser ein wenig an den Audi Q3 erinnern; insgesamt präsentiert sich der B10 mit einem ganz eigenständigen und einprägsamen Charakter. Die Front ist komplett geschlossen, hinter der vorgewölbten Schürze verbirgt sich eine umfangreiche Fahrsicherheits-Sensorik. Die LED-Scheinwerfer sitzen über den stilisierten Lufteinlässen.

Am Übergang zur Haube sind die sehr flachen und mit einer Leuchtleiste miteinander verbundenen LED-Tagfahrlichter in Dreistrich-Optik positioniert. Auffallend sind die sehr großen Außenspiegel und die eingelassenen Türgriffe, die dem B10 eine elegante Note geben. Das Dach des 1,66 hohen Fahrzeugs endet sanft abfallend in einem kurzen Spoiler über dem steilen Heck mit einer sehr großen Gepäckklappe und dem wagenbreiten Lichtband mit den LED-Rückleuchten. Dieses nimmt die Strichoptik der Front auf.

Innen sehr viel Platz

Der B10 wird auf der neuen Leap 3.5-Plattform montiert, die mit kurzen Überhängen, einem großen Radstand von 2,74 Meter und dem flach im Boden verbauten Batteriepaket auf einen optimierten Innenraum zielt. Entsprechend beeindruckt der sehr aufgeräumt designte Innenraum mit immens viel Platz für alle Passagiere. Auch auf der Rückbank gibt es enorm viel Kniefreiheit. Leapmotor spricht davon, dass der B10 das größte Raumangebot im C-Segment hat. Deutlich wird der Anspruch, einen Wagen mit umfangreicher technologischer Ausstattung und viel Komfort anzubieten.

Steiles Heck und große Klappe. Im Rücklichtband ist der Knopf versteckt, der den Kofferraum öffnet

© Foto: Leapmotor

Das Cockpit wird dominiert vom 14,6 Zoll großen und optisch freischwebenden Touchscreen, der als zentrale Einheit von einem beeindruckend schnellen Snapdragon-8155-Chip angetrieben wird. Verfügbar sind Apple CarPlay und Android Auto sowie viele weitere App-Anwendungen; regelmäßige Over-the-Air-Updates halten das System stets auf dem neuesten Stand. Über dem Lenkrad sitzt außerdem ein flaches 8,8-Zoll-Display für alle Verkehrsinfos und Verbrauchswerte, die in mehreren Seiten aufgerufen werden können. Auch die Navikarte kann auf das Fahrerdisplay geholt werden, wird dann aber nicht zentral positioniert, was angenehmer wäre, sondern ziemlich klein am rechten Rand. Leapmotor hat komplett auf Schalter verzichtet. Die einzigen Tastenelemente sind in den zwei Speichen des Lenkrads untergebracht, hinter dem sich der kurze Gangwahlhebel mit dem Startknopf befindet.

Für viele Funktionen, etwa das Einstellen der Außenspiegel, muss man zuerst über den Screen den entsprechenden Menüpunkt suchen und öffnen, bevor am Lenkrad mit einem Dreh-Kipp-Schalter der Spiegel justiert werden kann. Etwas mühsam; aber zumindest kann mit einer Swipe-Bewegung das Tableau mit allen wesentlichen Funktionen aufgerufen werden. Einen Schlüssel gibt es nicht. Geöffnet und verschlossen werden kann der B10 per Smartphone. Die Sorge, man könnte sich unfreiwillig ausschließen, wenn das Smartphone beim Aussteigen irrtümlich im Wagen zurückbleibt, ist unbegründet – in diesem Fall bleiben die Türen offen. 

Serienmäßiges Panoramadach

Im Innenraum findet sich zwar viel Kunststoff, er ist aber durchaus geschmackvoll designt. Helle Farben und Stoffe, vor allem aber das schon zur Basisausstattung gehörende, fast zwei Quadratmeter große Panoramadach lässt die Kabine sehr licht wirken. Das Panoramadach kann durch ein elektrisches Rollo verdeckt werden. Unter der Mittelkonsole mit zwei Ladepads für Smartphones befindet sich eine große Ablage mit Flaschenhalterungen. Insgesamt sind es 22 Ablagefächer. Die zurückhaltende Ambientebeleuchtung mit 64 Farben, die mit Musik synchronisiert werden können, ist in die stilvollen Belüftungsschlitze im Retro-Look integriert. Die angenehmen und hochwertigen Vordersitze können optional beheizt und - gerade im Sommer sehr angenehm – auch belüftet werden. Zudem gibt es schon in der Basisausstattung ein Surround-Soundsystem mit 6 Lautsprechern.

Kurze Überhänge hinten und vorne und dazwischen den größten Innenraum seiner Klasse

© Foto: Leapmotor

Der Kofferraum fasst 420 Liter, unter dem doppelten Boden stehen weitere 75 Liter zur Verfügung. Unter der Fronthaube gibt es zudem einen weiteren Stauplatz, etwa für die Ladekabel. Werden die Rücksitze umgelegt, vergrößert sich der Stauraum auf 1415 Liter. Anfänglich steht man etwas ratlos vor der Heckklappe – der Öffnungs-Button befindet sich nicht in der Mitte, sondern weit außen nahezu unsichtbar in der Rücklichtleiste versteckt.

Reichweite bis 434 Kilometer

Der B10 wird an der Hinterachse von einem 160 kW (218 PS) starken Elektromotor mit 240 Newtonmeter Drehmoment angetrieben. Bei Tempo 170 ist Schluss. Es stehen zwei Batterieoptionen zur Verfügung: Ein 56,2-kWh-Pro-Paket mit bis zu 361 Kilometer Reichweite und ein 67,1-kWh-Pro-Max-Paket mit bis zu 434 km Reichweite. Die 400 Volt-Ladearchitektur ermöglicht schnelles DC-Laden mit bis zu 140 beziehungsweise 168 kW und ermöglicht eine Ladung von 30 auf 80 Prozent in weniger als 20 Minuten. Die insgesamt 17 Fahrerassistenzfunktionen oder ein 360-Grad-Kamerasystem gewährleisten schon in der Basisausstattung viel Sicherheit und zugleich Komfort.

Zentralkommando. Über den 14,7 Zoll großen Screen laufen sämtliche Funktionen, Schalter gibt es nicht

© Foto: Leapmotor

Ab Januar 2026 wird es eine Range-Extender-Version für den B10 geben. Nicht geplant ist dagegen eine Allrad-Version. Auch an der 400 Volt-Ladearchitektur des B10 will Leapmotor festhalten; die Ladegeschwindigkeit sei hoch genug, betonte Martin Resch. Zugunsten der Langlebigkeit der Lithium-Eisenphosphat-Batterie setze Leapmotor nicht auf maximale Ladegeschwindigkeit.

Sehr niedriger Verbrauch

Beim Fahrtest, zu dem Leapmotor eingeladen hatte, zeigte sich der B10 auf sehr kurviger und bergiger Strecke äußerst agil und mit gutem Beschleunigungsvermögen, um in kritischen Situationen zu reagieren. Trotz der anspruchsvollen Strecke lag der Energieverbrauch bei sehr niedrigen 15 kWh pro 100 Kilometer. Zugleich sorgte die gut gedämmte Fahrerkabine für ein ruhiges Fahrvergnügen. Die Lenkung zeigte mit zunehmender Geschwindigkeit angenehm fester und präziser. Dennoch war überraschend, dass die Reifen des mit 18 Zoll-Rädern und Mehrlenker-Hinterachse ausgerüstete Wagen schon bei zügiger Kurvenfahrt auf Landstraßen zum Quietschen gebracht werden konnten.

Bei der stärksten der drei Rekuperations-Stufen zeigt der Wagen eine deutliche Bremswirkung, wenn der Fuß vom Fahrpedal genommen wird. Zum One-pedal-Drive bis zum Stillstand aber reicht es nicht. Dies soll sich aber mit der nächsten Over-the-Air-Aktualisierung ändern, kündigte Deutschland-Chef Martin Resch an. 

Familienfahrzeug. Der 4,74 Meter lange Mittelklasse-SUV C10 ist als rein elektrisches Modell oder als Variante mit Range-Extender zu erhalten – zum gleichen Preis

© Foto: Leapmotor

Leapmotor erwartet, dass der B10 zum verkaufsstärksten Modell der Marke wird. Deswegen ist geplant, den Wagen nicht mehr in China zu bauen, sondern ab Ende 2026 in einem Stellantis-Werk in Spanien. In Bezug auf die aktuelle Debatte, ob das Verbrenner-Aus 2035 gestrichen wird oder eine Elektro-Förderung nur für deutsche Marken gelten soll, sieht Resch keine Auswirkung oder Zurückhaltung bei der Leapmotor-Kundschaft. 

Startpreis 29.900 Euro

Zu haben ist der B10 mit zwei Ausstattungslinien – Life und Design. Dazu kann aus drei Innenraum- und sechs Außenfarben gewählt werden. Die LifePro-Version mit der kleinen Batterie gibt es für 29.900 Euro – geleast werden kann für monatlich 299 Euro ohne Anzahlung. Mit großer Batterie und dem gehobenen Ausstattungspaket Design werden 33.900 Euro fällig. Die Leasingrate beträgt monatlich 329 Euro.

Größere Modellpalette

Bereits seit Ende 2024 ist der C10 auf dem Markt. Der Mittelklasse-Wagen ist mit 4,74 Meter rund 20 Zentimeter länger als der B10. Er hat eine 70 kWh große Batterie, mit der 420 Kilometer Reichweite möglich sein sollen, sowie eine Leistung von 160 kW (218 PS). Derzeit ist das große Familienfahrzeug mit einer 400 Volt-Ladearchitektur ab 37.600 Euro erhältlich; geleast werden kann für monatlich 299 Euro. Kunden können zum gleichen Preis auch eine Version mit Range-Extender wählen.

Weltpremiere bei der IAA in München. Das Fließheck-Modell B05 soll mit rahmenlosen Türen und sportlichem Auftritt in der Mittelklasse reüssieren

© Foto: Leapmotor

Der C10 REEV fährt mit Elektromotor, ist aber zugleich mit einem 1,5 Liter Benzinmotor ausgestattet. Die 28,4 kW starken Batterie schafft eine rein elektrische Reichweite von rund 145 Kilometer. Immer wenn die Batterieladung niedrig ist, zündet der Verbrennungsmotor, um Strom zu erzeugen, die Batterie aufzuladen und die Reichweite zu erhöhen. Dadurch wird eine Reichweite von bis zu 950 km mit einer Tankfüllung möglich. Nach Aussagen des Deutschland-Chefs Martin Resch entscheiden sich derzeit rund die Hälfte der Käufer für die Range-Extender Version, weit weniger als erwartet. Offenbar sei den Kunden ein rein elektrisches Fahren wichtig und die vollelektrische Reichweite ausreichend, vermutet Resch. Generell hält er einen Range Extender für die technisch und ökonomisch bessere Alternative als die Plug-in-Technologie.

Ab Dezember bringt Leapmotor zwei weitere, schon bestellbare Varianten des C10 zu den Händlern. Auf Basis einer 800 Volt-Ladearchitektur werden eine „Long Range“-Version mit 540 Kilometer Reichweite sowie als „Topmodell“ eine Allrad-Version mit 598 PS und zwei Motoren angeboten.

Vollelektrisch für 129 Euro

Ebenfalls seit Ende 2024 ist der elektrische Kleinwagen T03, der besonders jüngere Menschen anspricht, erhältlich – ab 18.900 Euro oder geleast für monatlich 129 Euro. Ausgerüstet ist er mit einem 70 kW (95 PS) starken Antrieb und kommt mit einer Batterieladung bis zu 265 Kilometer weit.

Erschwinglich. Der elektrische Kleinwagen T03 kann für 129 Euro pro Monat geleast werden – ohne Anzahlung

© Foto: Leapmotor

Leapmotor kündigt für das kommende Jahr weitere Modelle an. Auf der IAA in München hatte kürzlich das sportliche C-Segment-Fließheck-Modell B05 seine Weltpremiere. Außerdem soll es für die Zielgruppe der großen Familien einen knapp fünf Meter langen SUV C16 mit sechs Sitzen geben. Dieser verfügt mit Blick auf Langstreckenfahrten über eine 800-Volt-Plattform, mit der die Batterie in 15 Minuten geladen werden kann. Preise für beide Modelle sind noch nicht bekannt.

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