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Basic

© imago

Basic Thinking: "46 Mille, das war's"

Die Blogger-Szene verfolgte am Donnerstagabend interessiert eine Auktion bei Ebay. Deutschlands bekanntestes Internet-Blog wurde versteigert.

Die Blogosphäre kannte am Donnerstagabend nur ein Ziel: Das Internet-Auktionshaus Ebay, wo Robert Basic sein Technik-Blog zum Verkauf angeboten hatte. „Thinking Basic“ gehört zu den populärsten Vertretern dieser Internet-Gattung. Die IT-Seite steht an erster Stelle der deutschen Blogcharts. Mit über 1000 Verlinkungen von anderen Weblogs führt sie die Top-100 mit großem Vorsprung an, weit vor „Spreeblick“, „Bildblog“ oder „Netzpolitik“. Doch Basic hat inzwischen andere Ziele. Der 42-Jährige, der vor seiner Zeit als Blogger zuerst in der IT-Abteilung der Deutschen Bank und später als selbstständiger Berater arbeitete, plant ein neues Blog. Das alte einfach einzustellen oder klamm und heimlich weiterzugeben, kam für ihn nicht infrage. Mit der Ebay-Auktion wollte er einerseits ein finanzielles Polster für seine Pläne mit buzzriders.com schaffen, andererseits beweisen, dass Blogs auch in Deutschland etwas wert sind. Denn der Ruf der Blogger ist außerhalb des Netzes zumindest verbesserungsfähig. Als „Klosprüche des Internets“ wurden die Blog-Einträge bezeichnet oder als „Loser Generated Content“.

Für die weniger erfolgreichen Blogger war Basics Ebay-Auktion ein reiner PR- Gag, um den Preis in die Höhe zu treiben. Wieder andere betrachten ihn als Überzeugungstäter, dessen Blog genauso „Basic Instinct“ heißen könnte. Davon will Basic nichts wissen. „Ich bin kein guter Selbstverkäufer, ich mag es nicht, zu prahlen und zu protzen.“ Sicher ist jedenfalls, dass Basic keine Schreibblockaden kennt. In den letzten drei Jahren hat er gut 12 500 Texte in sein Blog gestellt und dabei die unglaubliche Zahl von über 100 000 Kommentaren ausgelöst.

Sein Blogverkauf löste nun auch eine mediale Lawine aus. Zwar wechselt auch in Deutschland nicht der erste Blog den Besitzer, doch dieses Mal gab es eine gewaltige Medienbegleitung bis hinein ins Fernsehen. 3sat war schon für seine Sendung „Neues“ dabei. Als am Donnerstagabend um 19 Uhr 50 die Auktion schloss, hat ihm das ZDF über die Schulter geschaut.

Der 42-Jährige schaffte es vor allem, die Diskussion über den Wert des Bloggens neu zu entfachen. Bereits vor dem Ende der Auktion wurden dadurch einige interessante Details bekannt. Zum Beispiel, dass der in der Medienszene sehr populäre Blog „Turi 2“ im letzten Jahr „knapp 275 000 Euro netto“ an Werbegeldern eingebracht hat, wie Peter Turi im Interview mit Basic verriet. „Das ernährte vier Redakteure voll und einige halb.“

Auf diese Summe kam Robert Basic, der sein Blog alleine betrieb, nicht. „Ich habe im letzten Jahr 37 000 Euro mit Werbung verdient, und zwar ohne aktive Vermarktung.“ An dieser Größe hatte sich auch das Mindestgebot für „Basic Thinking“ orientiert, wie man sich leicht hätte ausrechnen können, sagte der in Hessen lebende Blogger. Wer weniger schlau war, las nach, denn Basic hatte ausgerechnet, was das Blog nach Abzug aller Kosten als Gewinn abwarf und daraus einen Mindestwert von 44 100 Euro für „Basic Thinking“ ermittelt.

Doch selbst bei Einnahmen wie denen von Peter Turi sei das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Der US-Blog TechCrunch sei 2008 auf über zwei Millionen Dollar Werbeeinnahmen gekommen. Und Amerikas Nummer-eins-Blog „Huffington Post“ hat laut „New York Times“ einen Wert von 200 Millionen US-Dollar. „Bildblogger“ Stefan Niggemeier bezweifelt allerdings, dass ein Käufer einfach dort weitermachen kann, wo Basic aufgehört hat. „Die Stammleser erwarten eine ganz bestimmte Ansprache, sie mögen, wie Basic schreibt“, sagt Niggemeier. Basic widerspricht dieser Einschätzung. Bei einem professionellen Themenblog stünden die Beiträge im Vordergrund, nicht der Schreiber. Als Beweis führt er die Google-Statistik an. Erst an vierter Stelle wurde sein Blog über ihn als Blogger gefunden, die meisten Treffer kamen über den Blognamen zustande.

Der große Bieterwettstreit am Ende blieb aus. Vom Nachmittag an verharrte das 133. Gebot bei 33 333,33 Euro. Mit dieser Summe hätte der Verkauf nur knapp die von Basic selbst gelegte Latte übersprungen. Erst in allerletzter Minute kam Bewegung in die Auktion. Gebot Nr. 134 blieb noch unsichtbar, dann – die Uhr zeigte noch zehn Sekunden – der Klick für das 136. Gebot: Für 46 902 Euro wechselte „Basic Thinking“ den Besitzer, Selbstabholung im hessischen Usingen. Ob und wann sich der neue Eigentümer outet, muss er selbst entscheiden. „46 Mille, das wars“, kommentierte ein Fan ein letztes Mal im Basic-Blog.

www.basicthinking.de/blog

www.deutscheblogcharts.de

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