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Ahmad Mansour, Psychologe, Extremismusexperte und Autor von „Klartext zur Integration“

© Tsp

Kritik an Experten: Streit um Islam-Diskussion in Journalistenschule

Zu unausgewogen? Oder gar diskreditierend? Islam-Experten kritisieren die Deutsche Journalistenschule für den Auftritt der "Muslim Story".

Gibt es die eine, die objektive Berichterstattung zum Thema Islam? Ein Streit zwischen der Deutschen Journalistenschule (DJS) und den Islam-Experten Ahmad Mansour, Constantin Schreiber und Hamad Abdel-Samad wirft ein neues Licht auf diese Frage.

Was war passiert? Die DJS hatte die Initiative „The Muslim Story“ eingeladen, um deren Arbeit für eine ausgewogenere Berichterstattung über den Islam vorzustellen. Dabei wurde laut Meedia.de auch über Kritik an Experten gesprochen, von denen sich die drei Genannten zu Wort gemeldet haben. Ihnen zufolge sei auf der DJS-Veranstaltung vor ihnen „gewarnt“ worden. „Nach dem, was uns zu Ohren gekommen ist, wurden wir beschuldigt, die Gesellschaft durch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Islam spalten zu wollen und Imame der Verfolgung auszusetzen. Journalisten sollten nicht mit uns als Experten sprechen“, heißt es in einem Facebook-Post des Trios.

Die Macher der „Muslim Story“ verteidigen sich. Die Gruppe aus Muslimen und Nicht-Muslimen, tritt eigener Aussage zufolge für eine „faire Berichterstattung über Muslime und einen Diskurs auf Augenhöhe“ ein. Die Macherinnen von „The Muslim Story“ haben ihre Sicht der Dinge bei Facebook geschildert. Sie bestreiten, vor Mansour, Schreiber oder Abdel-Samad „gewarnt“ zu haben. Das Trio sei nicht Teil ihrer Präsentation gewesen. Es wurde in einer Gruppendiskussion thematisiert. Dabei ging es um die Frage, wer als Islamexperte gelte und wer nicht. Aus Sicht der „Muslim-Story“-Gruppe ist das bei diesem Trio umstritten.

Länger schwelender Konflikt zwischen zwei Lagern

Dagegen Mansour, Schreiber und Abdel-Samad in ihrem Posting: „Wir finden es problematisch, wenn Lobby-Vertreter an einer journalistischen Lehreinrichtung über einzelne Personen in diskreditierender Weise referieren. Wir finden es ebenso problematisch, wenn die DJS sich gegen ein journalistisches Prinzip entscheidet, nämlich Ausgewogenheit.“ Man habe die DJS-Leiterin “in Kenntnis gesetzt und um Klärung gebeten”, heißt es weiter. Geschehen sei dies allerdings nicht. 

„Der DJS als privatrechtlicher Einrichtung steht es frei, einzuladen, wen sie will beziehungsweise, wen sie für interessant findet“, sagt Medienwissenschaftler Michael Haller dem Tagesspiegel. Im Falle des Auftritts der „Muslim-Story“ käme es darauf an, ob die Journalistenschüler von der Leitung vorab gebrieft und zum kritischen Nachfragen ermuntert worden sind, „oder ob hier nur frontal eine einseitige Sicht auf ein (über)komplexes Thema verabreicht wurde.“

Im Übrigen, so Haller weiter, scheine es hier um einen länger schwelenden Konflikt zwischen zwei Lagern zu gehen, von denen jede eine „unterkomplexe“ Darstellung des Islam in Deutschland, speziell des Problems „Freitagsgebete in deutschen Moscheen“ liefert. In solchen Fällen habe keine Seite „Recht“, jede Seite möchte Deutungshoheit gewinnen. Aus Hallers Sicht war die Arbeit von Schreiber, sein Buch „Der Moscheereport“, hilfreich, um das Thema: „Was passiert eigentlich bei uns in den Moscheen?“ auf die öffentliche Agenda zu bringen.

„Die öffentliche Debatte ist ja dazu da, Einwände, Gegeninformationen beizubringen, also für Differenzierung zu sorgen. Leider laufen solche Diskurse derzeit in Deutschland anders, nämlich polarisierend.“ Jeder wolle Recht haben und diffamiere die Gegenseite.

Dazu sagt nun die "Muslim Story": Sie habe nie verlangt, dass Schreiber seinen "Moscheereport" nicht veröffentlicht oder gar ausschließlich Positives berichtet. Stattdessen habe man mit den Schülern kritisch darüber diskutiert, "ob die kleine Auswahl von Moscheen und Predigten, die Herr Schneider besucht hat, angesichts von mehr als 2500 Moscheen in Deutschland repräsentativ genug ist, um daraus Rückschlüsse auf alle Moscheen in Deutschland zu ziehen".

Viel Klärungsbedarf. Vielleicht macht da eine weitere Einladung der DJS Sinn. "Unser Gesprächsangebot gilt nach wie vor", schreibt Mansour auf Facebook. Auch die "Muslim Story" zeigt sich in ihrer Stellungnahme gesprächsbereit.

In einem Facebook-Post hat sich die Schulleiterin Henriette Löwisch am Mittwoch zu Wort gemeldet. "Aus aktuellem Anlass möchte ich im Namen der Schulleitung gerne den Alltag an der Deutschen Journalistenschule ein wenig beschreiben: Der Alltag an der DJS besteht aus vielen praktischen Übungen und Seminaren sowie gelegentlichen Diskussionsveranstaltungen und Werkstattgesprächen. Schüler treffen Dozenten, Gesprächspartner, Impulsgeber und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Sie lernen von ihnen, hinterfragen sie, diskutieren mit ihnen auf Augenhöhe, kritisieren sie und lernen, Personen und ihre Haltungen, Meinungen und Handlungen einzuordnen."

Kritische Fragen der Schülerinnen und Schüler seien im Unterricht und bei allen anderen Veranstaltungen sowohl erwünscht als auch üblich. "Da wird nicht in den Block diktiert, sondern mündige Menschen setzen sich mit Thesen und Anregungen aktiv auseinander." Diese offene Diskussion sei gerade deshalb möglich, "weil Schulveranstaltungen bei uns nicht öffentlich sind, sondern so vertraulich wie eine Redaktionskonferenz", so Löwisch weiter. Das solle und werde auch so bleiben.

"Das DJS-Team entscheidet unabhängig, wen wir zu Veranstaltungen einladen. Referentinnen und Referenten wollen wir vorher persönlich kennenlernen. In den sozialen Medien machen wir transparent, wer an der Schule doziert und mit den Studierenden diskutiert. An der Verbreitung von Gerüchten oder an ehrverletzenden Diskussionen beteiligen wir uns nicht."

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