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Der BR wiederholt am 1. Mai drei "Tatorte" mit Gustl Bayrhammer als Kommissar Melchior Veigl.

© BR

Negativrekord: Acht „Tatorte“ am 1. Mai – wie armselig ist das denn?

Der 1. Mai wird ein Rekordtag für die ARD-Dritten: Es laufen gleich acht "Tatort"-Wiederholungen. Das ist fast zwangsläufig. Ein Kommentar.

Die ARD pflegt ein Mantra. Wenn der Rundfunkbeitrag 2021 nicht über 17,50 Euro steigt, dann wird es Einschnitte, schmerzhafte!, ins Programm geben. Das soll der Rundfunkpolitik ordentlich Erhöhungsdruck machen und im Publikum Panik verbreiten.

Am 1. Mai 2018 wird dieses Szenario geprobt. Quer durch die Dritten Programme laufen acht „Tatort“-Wiederholungen. Das ist Rekord, hat der Betreiber des „Tatort“-Fundus, François Werner, herausgefunden. Sind die Öffentlich-Rechtlichen gut beraten, den behaupteten Mehrbedarf mit Einfallslosigkeit zu untermauern? Acht „Tatorte“ an einem Fernsehabend! Nichts Interessanteres im Fundus, gar kein Thema, das in einer kostengünstigen Diskussion bearbeitet werden kann?

Das Einheitsfernsehen am Tag der Arbeit lässt sich in zwei Richtungen betrachten. Den ARD-Dritten fehlen für ein abwechslungsreiches Programm die Mittel, was sollen sie denn machen? Umgekehrt wird auch ein Schuh draus: Das Aufblähen der Dritten zu Vollprogrammen nötigt zu einem überdurchschnittlichen Quantum an Wiederholungen, sonst kriegen sie den 24-Stunden-Kanal nicht voll.

Wieso hat jedes Dritte sein eigenes Gesundheitsmagazin?

Aber gerade die acht „Tatorte“ an einem Abend legen die programmliche Armut in den Dritten bloß. Die Fiktion wird mehrheitlich aus dem Ersten übernommen, in den einschlägigen Magazinen kann Vielfalt nur mit wechselnden Kulissen und Moderatoren vorgetäuscht werden.

Beispiel Gesundheit: Ganz Deutschland hat Rücken, ob in Bayreuth oder in Binz. Da würde ein Fernsehen gewordener Praxisbesuch für alle Rücken der Republik reichen. Würde. Tatsächlich arbeiten sich sich „Visite“, „Hauptsache Gesund“, „Gesundheit!“, „rbb Praxis“, „service: gesundheit“ an den Wirbelsäulen ab. Schade um das schöne Beitragsgeld.

Was in den ARD-Dritten zu haben ist: Regionales. Was nicht zu haben ist: Originelles. Da sind dann, wenn es über „Dit is Berlin“ und Rücken hinausgehen soll, acht „Tatorte“ zwangsläufig. Die Anstrengung der Sender liegt darauf, dass sich die Wiederholungen nicht überschneiden. Das gelingt am 1. Mai. Congrats, ihr Helden der Fernseharbeit!

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