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Jaenicke

© dpa

ZDF-Doku: Ins Bordell verkauft

Wenn nichts geschieht, gibt es in zehn Jahren keine Waldmenschen mehr. Der Schauspieler Hannes Jaenicke setzt sich mit einem ZDF-Film für das Überleben der Orang-Utans ein.

„Mein Name ist Hannes Jaenicke und normalerweiser verdiene ich meine Brötchen als Schauspieler in Krimis und Thrillern.“ So beginnt an diesem Mittwochabend ein bemerkenswerter ZDF-Dokumentarfilm. Man sieht Jaenicke braungebrannt mit Sommerhemd, Khakihose, hinter ihm in der Straßenszene asiatische Schriftzeichen. Dann schnelle Schnitte, Polizisten, die abwehrend zur Kamera winken, eine Spritze wird aufgezogen, ein Menschenaffe wird davongetragen. „Der Unterschied zu den Krimis ist, hier ist alles real“, sagt der Schauspieler im Vorspann zum „Einsatz für Orang-Utans“.

Der Einsatz von Schauspielern für die Umwelt, den Tierschutz oder soziale Themen hat Tradition. Zu den bekanntesten Vertretern gehört Karlheinz Böhm mit seinem engagierten Eintreten für die notleidenden Menschen in Äthiopien. Aber auch andere Schauspieler wie Barbara Rütting nutzen ihre Prominenz zum Beispiel im Kampf gegen Tierversuche. Auch Hannes Jaenicke macht aus seinen Ansichten keinen Hehl. Seit 20 Jahren ist er Mitglied bei Greenpeace. Im ZDF-Dokumentarfilm von Judith Adlhoch geht Jaenicke ein ungleich höheres Risiko ein.

„Ich möchte auf das Schicksal einer einzigartigen Tierart aufmerksam machen, der Waldmenschen“, sagt Jaenicke. „Vor 15 Millionen Jahren hockten wir noch gemeinsam auf den Bäumen“, sagt er über die Tiere, die es als frei lebende Exemplare nur noch in Borneo und Sumatra gibt – doch auch dieser Bestand ist durch die Abholzung der Tropenwälder bedroht. Oder noch direkter: „Trotz ihrer Ähnlichkeit zu uns jagen, quälen und foltern wir sie und rotten sie aus“, sagt Jaenicke. Wenn nichts geschieht, gibt es in zehn Jahren keine Waldmenschen mehr.

Für seinen Kampf um die Rettung der Orang-Utans muss Jaenicke investigativ tätig werden, mit Tarngeschichte und versteckter Kamera. Und was er aufdeckt, erschüttert. Dass man auf dem Schwarzmarkt für Tiere in Jakarta beinahe jedes Tier kaufen kann, ist erschreckend genug. Wenn seine Tarnung auffliegt, drohen ihm und Kameramann Markus Strobel drastische Folgen. Einige Tierschützer kamen bei solchen Aktionen ums Leben. Nicht minder gefährlich, aber mindestens ebenso abstoßend für europäische Zuschauer sind die Aufnahmen, die Jaenicke im Vergnügungspark „Safari World“ in Bangkok gemacht hat. Die Fähigkeit, Menschen perfekt nachzumachen, wird den Tieren bei den Orang-Utan-Shows zum Verhängnis, auf Rädern, an Trommeln oder im Ring als Kick-Boxer. Noch schlimmer sind jedoch die Bilder von jungen Orang-Utans, deren Mütter von Holzfällern erschossen wurden oder von jenem Tier, das kahlrasiert in einem Bordell perversen Freiern feilgeboten wurde.

Aber Jaenicke vermittelt auch Hoffnung: Er trifft Menschen wie den niederländischen Tierschützer Willie Smith, der mit seiner Orang-Utan-Rettungsorganisation BOS über 1300 Menschenaffen vor dem Tod bewahrt hat. Für drei Euro kann ein Quadratmeter Tropenwald als Reservat für diese bedrohten Tiere geschützt werden, sagt Jaenicke in bester Tradition. Denn auch Spendenaufrufe sind spätestens seit Bernhard Grzimek eine feste Institution im deutschen Fernsehen.

„Hannes Jaenicke: Einsatz für Orang Utans“, ZDF, 23 Uhr 15

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