
© Andreas Conrad
Mehr Licht!: Rüsselsheimer Spitze: Opels neuer Top-SUV Grandland
Die Batterie des E-Mobils soll 523 Kilometer weit reichen. Auch als Hybrid und Plug-in-Hybrid wird der Wagen angeboten.
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Tatsächlich, ein Affenbrotbaum, als wären wir in der Serengeti. Und dabei sind wir doch mitten im hessischen Taunus, irgendwo zwischen Kronberg und Königstein. Gerade zupft eine Giraffe Grünzeug aus einem hoch im Geäst baumelnden Futterbeutel, zwei Zebras schauen neidisch zu, und irgendwo sollen auch noch ein paar Gnus und Antilopen grasen.
Eine „Afrikanische Savanne“ im Opel-Zoo
Opel dürfte der einzige Autohersteller sein, dessen Markenname groß über dem Eingang eines Zoos prangt, des Opel-Zoos eben, ausgestattet mit über 200 Tierarten und der vom außen gelegenen Restaurant gut einsehbaren Anlage „Afrikanische Savanne“. Gegründet wurde er 1956 auf Initiative Georg von Opels, eines Enkels des Firmengründers Adam Opel.
Doch genug der Zoologie, hier geht es um Automobilismus, und zwar den neuen Opel Grandland, den Top-SUV der Marke. Aber irgendwie passte es schon, dass bei den Testfahrten, die von Rüsselsheim quer durch den Taunus führten, kurz Station am Zoo, also an einem exponierten Ort der grünen Natur gemacht wurde. Schließlich stehe, wie die Werbestrategen ersonnen haben, der im Rüsselsheimer Hauptwerk designte und entwickelte, in Eisenach produzierte Wagen „exemplarisch für ,Greenovation made by Opel’“. Für alle Stoffe und Bezüge im Innenraum habe man auf Materialien mit Recyclinganteil gesetzt, außen komplett auf Chrom verzichtet, und schließlich sei jeder Grandland elektrifiziert.

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So war der auf dem Rundkurs zum Zoo und zurück ausprobierte Wagen ein komplett auf Strom gepolter Grandland Electric mit spurtstarken 213 PS und einer Batteriekapazität von 73 kWh, die ihn 523 Kilometer weit bringen soll - ein Wert, der nach wiederholtem Blick auf Restladezustand und verbleibende Reichweite durchaus realistisch erschien, ohne dass von den drei möglichen Rekuperationsstufen gleich die effektivste gewählt werden musste. Alternativ wird das Auto mit einer um 9 kWh größeren Batterie und 60 Kilometern zusätzlicher Reichweite angeboten, eine XXL-Version für rund 700 Kilometer soll folgen, ebenso eine elektrische Allrad-Version mit je einem Motor vorne wie hinten.
Dem derzeit eher verhaltenen Interesse der potentiellen Kundschaft an vollelektrischen Autos kommt Opel mit der für E-Mobile optimierten und erstmals im Grandland eingesetzten STLA Medium-Plattform entgegen. Denn auch die beiden anderen angebotenen, zumindest teilweise elektrischen Motorisierungen finden dort problemlos Aufnahme. Dies sind ein Plug-in-Hybrid mit einer Systemleistung von 195 PS und ein Hybrid mit 48-Volt-Technologie, bei dem der 136 PS starke Turbobenziner von einem 28-PS-Elektromotor unterstützt wird. Das gibt einen zusätzlichen Kick beim Beschleunigen, erlaubt sogar gelegentliches vollelektrisches Fahren, etwa beim Parken, Rangieren oder Stopp-and-Go-Verkehr. Eine Einsteigertechnik für E-Skeptiker.

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Diesmal aber ging es rein elektrisch voran, was schon zum neuen Design irgendwie am besten passt. Allein die Farbe des Testwagens: Impact Kupfer Metallic. Bekanntlich bestehen Stromkabel aus Kupfer. Und man vergleiche erst den neuen Grandland mit dem optisch durchaus passablen, aber deutlich gedrungeneren, ja etwas behäbig wirkenden Vorgänger: Keinerlei Schnörkel mehr, vielmehr klare Linienführung, orientiert am „Kompass-Design“ mit horizontaler Lichtgestaltung vorne wie hinten, dazu eine vertikale Mittelfalte der Motorhaube, die durch das mittlere hintere Bremslicht aufgegriffen wird.
Überhaupt das Licht, auf das man bei Opel besonders stolz ist. Alle Hersteller scheinen sich derzeit ja geradezu zu übertreffen versuchen, wer in den Scheinwerfern die meisten LED-Elemente unterbringt. Mit dem im Grandland auf Wunsch verfügbaren Intelli-Lux-HD-Licht sind es 51.200 solcher Lichtpunkte, damit sieht sich Opel als „branchenführend“.
Solch ein Scheinwerfersystem soll nachts bei einem Tempo von 80 km/h Objekte 40 Meter früher erkennen lassen, was 1,8 Sekunden mehr Reaktionszeit ergibt. Und es hat sogar allerlei Tricks drauf: So folgen die Lichter bei Kurvenfahrten den Bewegungen des Wagens. Das gab es schon vor Jahrzehnten bei der legendären „Göttin“, der Citroën DS, doch damals wurden die Scheinwerfer mechanisch bewegt, während heute alles digital durch flexibel reagierende LEDs erledigt wird. Die auch ausgleichen, wenn das Auto sich beim Beschleunigen vorne aufrichtet oder bei scharfem Bremsen in die Knie geht. Als Dreingabe gibt es in der luxuriösen GS-Version vorn den bei eingeschalteten Scheinwerfern erstmals beleuchteten Opel-Blitz, während der Markenname am Heck in beiden möglichen Ausstattungslinien illuminiert ist.

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Auch innen hat sich im neuen Grandland einiges getan. Über die mittlere Vertiefung in den serienmäßigen „Intelli-Seats“, die das Steißbein entlasten soll, dürfen sich all diejenigen freuen, denen dieses Körperteil bei längeren Fahrten tatsächlich schon mal Probleme bereitet hat. Die gesamte Zielgruppe wird aber mehr noch den dank größerer Außenmaße auch etwas voluminöseren Innenraum begrüßen. Die zwei Zentimeter mehr Beinfreiheit auf den Rücksitzen hören sich nicht nach viel an, kommen Menschen mit langen Oberschenkeln aber sicher entgegen.
Klimatisierung auf Tastendruck
Nutzerfreundlich ist auch die vor Fahrerin oder Fahrer sich ausbreitende Landschaft aus Bedien- und Kontrollelementen gestaltet. Häufig genutzte Einstellungen, etwa zur Klimatisierung, werden klassisch per Tastendruck geregelt, das ablenkende Durchsuchen von Menüs und Untermenüs entfällt. Erfreulich ist auch die in jedem Grandland verfügbare Möglichkeit, für das Fahrerdisplay, den 10 oder 16 Zoll großen Zentralbildschirm und das optionale Head-up-Display den „Pure Mode“ zu wählen. Dieser reduziert die angezeigten Informationen bei Nacht oder hoher Geschwindigkeit auf das nötige Mindestmaß.
Und nicht zu vergessen die sogenannte Pixelbox vorn in der Mittelkonsole, die an sich nur dazu da ist, um das Smartphone beim induktiven Laden sicher zu verstauen, aber indirekt auch der Sicherheit dient: Das Handy liegt dort hinter Glas, was die Versuchung, während der Fahrt unerlaubt danach zu greifen, zumindest mindert.
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