Meinung: … Kongo
Vielleicht hätte es Antoine Gizenga doch misstrauisch machen sollen, dass er den jungen Hoffnungsträger der Unafec-Partei noch nie gesehen hatte. Aber der 82-jährige Premierminister der Demokratischen Republik Kongo war offenbar beeindruckt: Gerade mal 34 Jahre alt sollte dieser Andre Kasongo Ilunga alt sein.
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Vielleicht hätte es Antoine Gizenga doch misstrauisch machen sollen, dass er den jungen Hoffnungsträger der Unafec-Partei noch nie gesehen hatte. Aber der 82-jährige Premierminister der Demokratischen Republik Kongo war offenbar beeindruckt: Gerade mal 34 Jahre alt sollte dieser Andre Kasongo Ilunga alt sein. Unafec-Parteichef Honorius Kisimba Ngoy, ein Verbündeter des Präsidenten Joseph Kabila, hatte den jungen Mann und auch sich selbst als Kandidaten für den Posten des Handelsministers benannt. Kisimba wird gehofft haben, dass der Premier ihn auswählen würde, ihn hatte er schließlich schon mal persönlich gesehen. Doch womöglich hat gerade das dazu beigetragen, dass Gizenga stattdessen den jungen Ilunga berief. Vielleicht hat er auch einfach nur den Überblick verloren – bei 60 Ministerernennungen kann einem das auch schon mal passieren. (Zum Vergleich: Deutschland leistet sich mit seinen 82 Millionen Einwohnern 14 Minister).
Unter den 56 Millionen Kongolesen gibt es aber offenbar eine ganze Reihe Männer, die den Namen Ilunga trägt. Zumindest haben in den vergangenen Wochen mehrere Ilungas versucht, den Posten des Handelsministers zu übernehmen. Schließlich ist der Job lukrativ, und je nach Amtsverständnis lassen sich beträchtliche Summen in die eigene Tasche wirtschaften. Doch der 34-jährige Unafec- Hoffnungsträger war nicht dabei. Angeblich soll er noch vor seinem Amtsantritt wieder zurückgetreten sein – das behauptet zumindest die Partei auf die Nachfrage, wo der Mann denn bleibe. Die Gründe für seine Entscheidung habe er in einem Brief an Premierminister Gizenga genannt, das Schreiben aber sei geheim.
In Kinschasa sind immer mehr Menschen davon überzeugt, dass es Andre Kasongo Ilunga gar nicht gibt. Die Hauptstadtpresse schreibt von einem „Phantomminister“. Der Einzige, der ganz fest an Ilungas Existenz glaubt, ist Kisimba. Allerdings glaubt ihm inzwischen auch seine eigene Partei nicht mehr: Vor wenigen Tagen jagte sie ihren Chef zum Teufel. Es sei „unverantwortlich und unakzeptabel“ gewesen, hieß es, „jemanden als Minister vorzuschlagen, der in den Parteistrukturen unbekannt und womöglich gar nicht existent“ sei. Der Premierminister hat nun eine offizielle Untersuchung eingeleitet. Er beharrt darauf, dass Ilunga Handelsminister bleibt, „bis er persönlich zurücktritt“.
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