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Meinung: „Bei der Vereinigung …

… müssen wir auf die Zeitrafferversion umschalten.“ Silvester war erst.

… müssen wir auf die Zeitrafferversion umschalten.“

Silvester war erst. Trotzdem: Würden die Diplomaten in Joschka Fischers Außenministerium zu Gefühlsausbrüchen neigen, ließen sie erneut die Sektkorken knallen. Denn die Nachricht dürfte sie freuen. Robert Zoellick, bislang der US-Handelsbeauftragte, soll Stellvertreter von Condoleezza Rice im State Department werden. Das wurde zwar offiziell noch nicht bestätigt, steht aber im „Wall Street Journal“, das in solchen Fragen praktisch unfehlbar ist. Rice und Zoellick, die entscheidend zur deutschen Wiedervereinigung beigetragen haben, werden nun selbst wiedervereinigt – als die beiden obersten Diplomaten der Regierung von Präsident George W. Bush.

Der 51-jährige Zoellick ist ein loyaler Republikaner, der durchaus nachdrücklich die Interessen seines Landes vertreten kann. Aber er ist kein Ideologe, sondern Perfektionist und Pragmatiker. Von Hardlinern wird er deshalb gern als „Internationalist“ verspottet. Seine Ernennung darf als Beleg gewertet werden, dass Bush an der moderaten Linie, die Colin Powell als Außenminister vorgegeben hat, festhalten will. Rice und Zoellick sind beide historisch geschult, haben eine globale Perspektive und wissen um den Wert multinationaler Institutionen.

In Zoellick verbindet sich „der gesunde Menschenverstand des Mittleren Westens mit jenem Intellektualismus, der für die Eliteschulen Amerikas typisch ist“, sagt dessen ehemaliger Chef, Ex-Außenminister James Baker. Er sei ein „vorzüglicher Manager und politischer Analytiker“. Für die US-Medien galt er als Bakers „zweites Gehirn“.

Für Deutschland ist die Personalie besonders erfreulich. Zoellick, ein passionierter Marathonläufer (Bestzeit: 2 Stunden, 32 Minuten), kennt das Land und seine Sorgen. Er war es, der die amerikanische Strategie zur Wiedervereinigung entwickelte. Unter Bush senior diente er als Chefberater von Außenminister Baker. Gegen heftige Widerstände überzeugte er seine Regierung damals, auf die „Zeitrafferversion der Vereinigung“ umzuschalten. An den Zwei-plus-vier- Gesprächen nahm Zoellick als hochrangigster US-Vertreter teil.

„Ich bin nicht sicher“, sagte Baker später über diese bewegte Zeit, „ob wir ohne den politischen Rahmen, der Bobs Idee war, Deutschland wiedervereinigt und in der Nato hätten.“ Für seine Verdienste erhielt Zoellick von der Bundesrepublik das Große Verdienstkreuz. Überdies ist er mit den Deutschen durch das Aspen-Institut und den German Marshall Fund eng verbunden.

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