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Kanzler Olaf Scholz (rechts) und Verteidigungsminister Boris Pistorius im März 2023

© Imago/NurPhoto/Emmanuele Contini

Boris Pistorius – Kanzler statt Olaf Scholz? : Der Verteidigungsminister als Einsatzreserve

Je unbeliebter Olaf Scholz wird, desto beliebter Boris Pistorius. Und desto mehr kommen auch Sozialdemokraten ins Grübeln, ob nicht vielleicht besser der Letztere die Regierung führen soll.

Eine Kolumne von Stephan-Andreas Casdorff

Er hat es schon nicht leicht, der Verteidigungsminister. Aber nicht, weil für Boris Pistorius das Amt eine Nummer zu groß wäre, sondern weil er im Amt immer größer zu werden scheint. Im Kanzleramt und darüber hinaus wird das längst sehr genau beobachtet.

Vielbeachtet ist Pistorius ohnehin. Er spricht, dass man ihn versteht und sich von ihm Führung verspricht. Der Minister sticht in dreierlei Hinsicht heraus: Bei den Sozialdemokraten ist er beliebt wie kein Zweiter, in der Bevölkerung der beliebteste Sozialdemokrat und der mit Abstand beliebteste Politiker überhaupt.

Olaf Scholz als Kanzler landet dagegen auf den hintersten Rängen. Was ein Konkurrenzverhältnis begründen kann. Eines, das Pistorius unter allen Umständen vermeiden muss.

Das wird durch die Umstände immer noch schwieriger. Der Mangel an Beliebtheit der Ampel und ihres Vormanns ist eklatant, das Zutrauen der Deutschen in Pistorius dagegen fulminant. Je schwächer die Ampel erscheint, desto stärker wirkt der Verteidigungsminister.

Lässt die Loyalität nach?

Das ist einerseits gut fürs Amt, weil dadurch seine Autorität in Fraktion, Partei und der Bevölkerung wächst. Andererseits kann es gefährlich werden, weil zugleich viele in Regierung und Opposition zugleich darauf schauen, ob seine Loyalität nachlässt. Es sehen ja alle seine Entwicklung nur mit Begeisterung.

Und so darf er sich bei keiner Illoyalität gegenüber dem Kanzler erwischen lassen. Er braucht ihn, unverändert, soll die Bundeswehr in absehbarer Zeit „kriegstüchtig“ sein.

Der Minister muss in jeder Hinsicht liefern, bei Waffen, aber auch beim Umbau der Bundeswehr. Da bleibt noch viel zu tun, um es vorsichtig zu sagen. Die Erfolge von Pistorius sind noch überschaubar.

Deshalb achtet er gerade sehr auf die Balance. So sehr das Zutrauen schmeichelt – ein Absturz in der Wählergunst ist immer möglich. Ein jäher außerdem. Auch der Verteidigungsminister wird die Situation deshalb genau beobachten. Selbstschutz gehört zu seinem Amt.

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