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Meinung: Bushs Mexiko Besuch: Für euren und für unseren Aufschwung

Ausgerechnet Mexiko. Schon vor seiner Wahl zum US-Präsidenten hatten die Kritiker George W.

Ausgerechnet Mexiko. Schon vor seiner Wahl zum US-Präsidenten hatten die Kritiker George W. Bush vorgeworfen, er habe keine Ahnung von Außenpolitik. Und gehöhnt, das sei logisch, schließlich habe er sich kaum aus seiner Heimat Texas herausgewagt. Und nun führt ihn seine erste Auslandsreise nach Mexiko, gerade mal vor die Tür seiner Ranch in Texas.

Doch das ist kein Anlass für Spott. Bush zeigt mit seiner wohl überlegten Wahl zweierlei: Er hat klare Vorstellungen von Außenpolitik. Und soweit sie die Nachbarn im Norden und im Süden bis hinab nach Feuerland betrifft, ist sie für ihn strategische US-Innenpolitik.

Mexiko ist für die USA der zweitwichtigste Exportpartner hinter Kanada. Und es ist das Land, aus dem die meisten Einwanderer kommen. Rund 500 000 Menschen strömen jährlich illegal über die Grenzen, davon sind 28 Prozent Mexikaner. Bush kennt das Problem aus Texas, wo es im Jahr 2012 nach offiziellen Schätzungen mehr Lateinamerikaner als Weiße geben wird. Doch Bush weiß auch, dass die Mexikaner wichtig sind, um Wahlen zu gewinnen. Und um die Wirtschaft mit billigen und effektiven Arbeitskräften zu versorgen.

Mit der Reise verfolgt Bush zwei Interessen. Er will dem neuen, reformfreudigen und USA-freundlichen Präsidenten Vicente Fox zum Wirtschaftsaufschwung verhelfen: damit die Zahlen der illegalen US-Einwanderer sinken und damit die USA selbst vom Wirtschaftsaufschwung in Mexiko profitieren. Und er will seinen Freund Fox als strategischen Partner für seine Lateinamerikapolitik gewinnen. Mexiko ist das größte spanischsprachige Land des Kontinents. Und einflussreich. Die Bevölkerung ist USA-kritisch eingestellt. Das will Bush ändern.

Der neue Präsident hat bereits vor seiner Wahl auffällig oft betont, er wolle die Lateinamerikapolitik intensivieren. Es geht ihm dabei um Friedens-, um Macht- und um Handelspolitik. Für Bush hat beispielsweise der blutige Bürgerkrieg in Kolumbien eine ähnliche Bedeutung wie der Kosovo-Konflikt für Europa. In Kolumbien gebe es mehr Flüchtlinge als auf dem Balkan, sagt Bush. Sollte Kolumbiens Präsident Pastrana mit seiner Friedenspolitik scheitern oder der venezolanische Präsident Hugo Chavez sich als Diktator entpuppen, wäre die Stabilität der Region bedroht. Venezuela ist zudem der wichtigste Erdöllieferant der USA.

An der Seite von Vicente Vox wird Bush auch für die Freihandelszone von Kanada bis nach Feuerland werben. Eine Vision seines Vaters. Der hatte Anfang der neunziger Jahre das Freihandelsabkommen Nafta ausgehandelt, wodurch Mexiko für die USA überaus interessant wurde. Im kommenden April beim "Gipfel der Amerikas" in Québec wird Bush vor allem Chile, Brasilien und Argentinien Offerten machen. Die Verhandlungen über eine Freihandelszone zwischen dem südamerikanischen Markt Mercosur und der EU kommen nicht voran, die USA nutzen diese Schwäche und richten ihre Handelspolitik noch agressiver auf die Wachstumsmärkte in Lateinamerika aus.

Der Besuch in Mexiko lehrt aber noch etwas. Der Texaner Bush ist Meister im Networking alten Stils. Er pflegt Männerfreundschaften. Das hat er von seinem Vater gelernt. Ziel ist es, Entscheider aus Politik und Wirtschaft für sich zu vereinnahmen. Viele, die Bush getroffen haben, sind von dessen einnehmendem Wesen fasziniert. Auch so funktioniert Machtpolitik, erst recht, wenn einer Präsident des wichtigsten Landes der Welt ist. Bush setzt auf Vertrauensleute, das kann der mexikanische Präsident sein, aber auch der neue israelische Premier Scharon, den er ebenfalls bereits persönlich kennt. Vielleicht ist er mit dieser Strategie seinem Vorgänger ähnlicher als mancher denkt.

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