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Merkels Neujahrsansprache: Ein bisschen Nebel

Woher die Bundeskanzlerin aber die Hoffnung hernimmt, dass sich eine Wirtschaftskrise wie die jetzige nicht mehr wiederholt, bleibt völlig schleierhaft

Rückblick, Ausblick, dazwischen ein bisschen Gegenwart. Das sind die Zutaten für Neujahrsansprachen. Die aktuelle Lage entscheidet, welche der drei Komponenten wie stark betont wird. Angela Merkel hat in ihrer Rede an das Volk einen nostalgischen Einstieg mit einem realistischen Mittelteil und einer ziemlich schöngefärbten Perspektive am Schluss kombiniert. Der Blick zurück auf das erste gesamtdeutsche Silvester vor 20 Jahren musste sein. Dass es in Afghanistan auch für die Deutschen, die dort Dienst tun, immer gefährlicher wird, ließ sich wirklich nicht mehr verschweigen. Woher die Bundeskanzlerin aber die Hoffnung hernimmt, dass sich eine Wirtschaftskrise wie die jetzige nicht mehr wiederholt, bleibt völlig schleierhaft. Von Regelungen, die die übermäßige Raffsucht und Gier an den internationalen Finanzmärkten eindämmen könnten, sind wir weit entfernt. Ganz im Gegenteil sieht es eher so aus, als würde die von Merkel kritisierte Maßlosigkeit und Verantwortungslosigkeit bei weltweiten Spekulationsgeschäften ungebremst weiterwuchern. Mit der Finanzkrise ist es leider ganz ähnlich wie mit dem globalen Klima: Die größten Sünder setzen darauf, dass sie als die Cleveren dieser Welt schon irgendwie davonkommen. Die Deppen sind immer die anderen. Glaube niemand, Deutschland gehöre automatisch zur ersten Gruppe.

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