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Friedensnobelpreis für OPCW: Eine Welt ohne Assads Chemiewaffen ist eine bessere
Diejenigen zu ehren, die sich für die weltweite Abrüstung von Chemiewaffen einsetzen, ist eine richtige Entscheidung. Ob die Welt dadurch eine friedlichere wird, ist damit aber noch nicht gesagt.
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Es ist eine der schwierigsten, gefährlichsten und mutigsten Aufgaben, die derzeit zu lösen sind. Das Chemiewaffenarsenal des syrischen Machthabers Assad – das drittgrößte weltweit – bis Mitte 2014 zu vernichten, ist ein ehrgeiziges Ziel, für manche ein utopisches. Die Frage, die sich an diesem Tag nun stellt, an dem die Kontrolleure der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurden, ist: Nutzt ihnen die Auszeichnung, ist sie ein gutes Signal, oder schadet sie gar? Vielleicht hilft ein Blick auf bisherige Preisträger.
Gleich mehrfach wurde das Internationale Rote Kreuz für seine Verdienste gewürdigt, auch die Internationale Kampagne für das Verbot von Landminen ist einer der Preisträger. Ihre Arbeit ist sicherlich nicht beendet, aber geschwächt wurden sie durch die Ehrung bestimmt nicht. Anders sieht es bei Barack Obama aus. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit wurde der US-Präsident ausgezeichnet, was viele als Ermutigung, andere als Last interpretierten und manche als falsche Entscheidung kritisierten. Innenpolitisch hat es Obama wenig genutzt, vielleicht sogar geschadet. Außenpolitisch muss er die in ihn gesetzten Hoffnungen erst noch erfüllen, die er nicht zuletzt mit seiner Rede in Kairo geweckt hat. Dass Obama zwischenzeitlich zum führenden Drohnenkrieger mutiert ist, wird auf jeden Fall nicht im Sinne Alfred Nobels gewesen sein. Und die Europäische Union, die 2012 mitten in ihrer größten Krise geehrt wurde? Auch hier muss sich erst noch zeigen, wie nachhaltig das „weltweit größte Friedensprojekt“ gerade mit Blick auf die derzeitigen sozialen Verwerfungen in einigen Mitgliedsländern ist.
OPCW will die Menschheit von chemischen Massenvernichtungswaffen befreien
Nun das OPCW, dem das bürgerkriegszerrissene Syrien am Montag als 190. Staat beitreten will. Eines ist wohl leider bereits sicher: Den Krieg in Syrien werden die fünf Männer und Frauen in Oslo mit ihrer tagespolitischen Entscheidung nicht beenden. Nicht von der Hand zu weisen ist die These, dass die Abrüstungskooperation mit Assad, der aller Wahrscheinlichkeit nach für den Giftgasangriff am 21. August verantwortlich ist, diesen eher stärken statt schwächen könnte. Aber wahr ist auch, dass die Weltgemeinschaft vor knapp 100 Jahren übereingekommen ist, Chemiewaffen zu bannen. Dafür wirbt und kämpft die 1997 gegründete Organisation im Auftrag der Vereinten Nationen. Sie kontrolliert die Vernichtung und will helfen, die Menschheit von diesen Massenvernichtungswaffen zu befreien. Ein für allemal. Wenn das kein Grund für Anerkennung ist.
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Eine Welt ohne Assads Chemiewaffen ist eine bessere
Nicht alle Entscheidungen des Nobelpreiskomitees muss man gutheißen. Manche Ehrungen kamen zu früh (Obama) und konnten später auch nicht mehr revidiert werden (Arafat), manche kamen zu spät beziehungsweise gar nicht (Gandhi). Alte, verdiente Staatsmänner auszuzeichnen, die nicht mehr viel falsch machen können, ist einfach. In aktuellen Krisen Einzelpersonen oder Bündnisse mit dem Preis nicht nur zu belohnen, sondern auch in ihrem Bemühen zu bestärken, erfordert schon mehr Mut – und das Eingeständnis, dass die Hoffnungen am Ende vergebens sein können.
Die diesjährige Wahl des Nobelpreiskomitees ist die richtige. Die Aufgabe in Syrien erfüllt den Anspruch des Stifters, diejenigen zu ehren, die Frieden fördern und Abrüstung vorantreiben und damit der Menschheit am meisten nutzen. Eine Welt ohne Assads Chemiewaffen ist eine bessere. Ob sie eine friedlichere ist, ist damit noch nicht gesagt. Daran muss weiter gearbeitet werden. Auch dafür braucht es Mut.
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