
© fritz engel / archiv agentur zenit
Fehler wie bei Baerbock: Der Wahlkampf der Berliner Grünen hat der ganzen Partei geschadet
In Berlin mühten sich die Grünen mit ihrem Anti-Auto-Kurs und Enteignungsdebatten nur um ihre Klientel. Ein Bündnis mit der CDU könnte die Partei in die Breite führen.

Stand:
Die Gefühlswelt der Berliner Grünen konnte man am Wahlabend hören. Tosender Jubel brandete im Saal der Heinrich-Böll-Stiftung auf, wo die Partei ihre Wahlparty feierte, als klar wurde, dass es weiterhin eine Mehrheit für Rot-Grün-Rot gibt. Kurz darauf laute „Buh“-Rufe als die Mehrheit für Schwarz-Grün eingeblendet wurde.
Obwohl das Wahlziel von Platz 1 um zehn Prozentpunkte verpasst wurde, war die Stimmung der Hauptstadtgrünen ausgelassen. Man solle feiern, „bis die Schwarte kracht“, sagte die Landesvorsitzende von der Bühne. Doch warum eigentlich?
In Berlin haben die Grünen das vierte Mal versucht, das Rote Rathaus zu erobern und sind ein viertes Mal daran gescheitert. Schon nach dem verkorksten Bundestagswahlkampf 2021 von Annalena Baerbock versteckten sich die Grünen hinter dem vermeintlich guten Resultat. Rekordergebnis gehalten, hieß es am Wahlabend, was die verpasste Chance aber völlig ausblendete.
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Denn wo, wenn nicht in Berlin, soll es den Grünen gelingen, führende Kraft zu werden? Doch im Wahlkampf hatte die Partei gar nicht erst versucht, ein Programm für die ganze Stadt zu formulieren. 1,4 Prozent in Wahlbezirken in Treptow-Köpenick wurden bewusst in Kauf genommen, um dafür in Teilen Friedrichshain-Kreuzbergs 45 Prozent der Stimmen zu erhalten. An der Spaltung der Stadt sind die Grünen nicht unbeteiligt.
So hat der Wahlkampf der Berliner Grünen der ganzen Partei geschadet, die nach dem Baerbock-Wahlkampf eigentlich noch stärker die Breite der Gesellschaft in den Blick nehmen wollte. Nicht mehr nur auf Klimaschutz wollte die Parteizentrale setzen, um auch beim nächsten Mal ums Kanzleramt mitzumischen.
Doch der aggressive Kampf in Berlin gegen das Auto, das Liebäugeln mit Enteignungen und der Umgang mit der Silvesternacht, hat auf die Bundesgrünen abgefärbt. Plötzlich klebt an den Grünen wieder der Vorwurf einer Verbots- und Klientelpartei.
Je weiter sich das politische Gesichtsfeld der Grünen aufs Fahrrad, auf Klima-, identitäre und Gender-Fragen verengt, desto weniger Menschen spricht diese Partei an.
Schreibt Community-Mitglied heiko61
Ein stures Festhalten an Rot-Grün-Rot gegen den klaren Wählerwillen würde dieses Bild nur noch verstärken. In der Partei hat eine Diskussion über die eigene Ausrichtung begonnen, doch gerade die Vertreter in den Grünen-Hochburgen beharren auf dem kompromisslosen linken Kurs.
Dabei hätten die Berliner Grünen mit Schwarz-Grün eine Chance auf einen echten Neuanfang. Mit neuem Personal und – wenn beide Seiten zu Kompromissen bereit sind – einer Politik, die nicht nur auf die eigene Anhängerschaft Rücksicht nimmt. Soll es in drei Jahren im fünften Versuch mit dem Roten Rathaus klappen, brauchen die Grünen jetzt einen Kurswechsel. Gefühle hin oder her.
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