zum Hauptinhalt
Marine Le Pen (M.) mit den beiden Kandidaten für ihre Nachfolge: Louis Aliot (li.) und Jordan Bardella (re.)

© AFP / AFP

Frankreichs Rechtspopulisten suchen neuen Vorsitzenden: Le Pens „Liebling“ versus Vertreter der Provinz

Ein 27-Jähriger gegen den Bürgermeister von Perpignan. Aber engste Bande zur Familie Le Pen haben beide - ohne geht es nicht.

Ein Kommentar von Tanja Kuchenbecker

Nach dem Wahlsieg der Rechtspopulisten und Konservativen in Italien wählen die französischen Rechtspopulisten seit diesem Wochenende einen neuen Parteivorsitzenden. Marine le Pen will sich künftig auf den Fraktionsvorsitz im Parlament konzentrieren.

Die Wahl ihres Nachfolgers – zwei der Familie Le Pen nahestehende Kandidaten treten an – gibt Aufschluss über die weitere Ausrichtung der Partei. Die Wahl besteht zwischen dem 27jährigen Interimschef Jordan Bardella, einem engsten Vertrauten von Le Pen, und dem 53jährigen Bürgermeister von Perpignan, Louis Aliot. Beide haben auch persönlich engste Beziehungen zur Familie Le Pen.

Parteimitglieder wählen elektronisch bis 3. November den neuen Vorsitzenden

Aliot ist schon seit über 20 Jahren eine wichtige Figur der Partei: Er war zehn Jahre lang bis 2019 der Lebenspartner von Marine Le Pen und lange Vizepräsident der Partei. Seit seiner Wahl als Bürgermeister 2020 vertritt er seine Partei weniger in der nationalen Politik als im ländlichen Frankreich. Gewählt wird der Parteichef von den Parteimitgliedern in elektronischen Wahl bis zum 3. November.

Louis Aliot
Louis Aliot

© AFP / AFp

Als Favorit gilt jedoch Bardella, der aus einer italienischen Einwandererfamilie stammt und mit einer Nichte von Marine Le Pen zusammen ist. Das erfolgreiche Abschneiden des Teams mit Le Pen, das bei der Parlamentswahl 89 Abgeordnetenmandate gewinnen konnte, lässt auch ihn erstrahlen.

Jordan Bardella
Jordan Bardella

© AFP / AFP

Doch der promovierte Jurist Aliot hat viele Freunde unter den Vertrauten von Le Pen und den Parteianhängern. Sie führen an, dass die Partei nur durch eine lokale Ausrichtung mehr Wähler gewinnen könne.

Die geschätzten 40.000 Parteimitglieder – 12.000 wurden offenbar in einem Monat dazugewonnen –, haben die Wahl zwischen einem ehrgeizigen Jüngling und der Tradition, Frankreichs Medien sprechen von einer Wahl zwischen Le Pens Liebling und dem Vertreter der Rechtsextremen in der Provinz.

Bardella gilt als Le Pens „guter Soldat“. Er war schon mit 16 Jahren der Partei beigetreten, brach für die Politik sein Geografie-Studium ab und bewundert die Chefin: „Ich bin nur wegen Marine Le Pen Mitglied geworden.“ Der Europaabgeordnete tritt eloquent im Fernsehen auf und setzte Le Pens Strategie einer Entdämonisierung der Partei um. Der diskretere Louis Aliot arbeitete schon vor ihm im gleichen Sinne mit Le Pen am Image der Partei.

Bei der Wahl geht es daher nicht um eine neue ideologische Ausrichtung, sondern um eine Weiterführung von Marine Le Pens Vorstellungen, gleichzeitig kann diese sich nach außen hin etwas von der Parteipolitik distanzieren.

Sie hält aber immer noch die Zügel in der Hand, egal wer von beiden gewinnt. Wahrscheinlich ist, dass Le Pen im Jahr 2027 erneut bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich antreten wird. Beide Kandidaten für den Parteivorsitz sagen unisono, sie sei die beste Kandidatin.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false