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Reisende warten am Hauptbahnhof auf den Zug nach Amsterdam.

© dpa/Jörg Carstensen

Machtkampf bei der Bahn: Die EVG nutzt den Streik zur Profilierung

50 Stunden Streik. Das hat es in der Geschichte der EVG noch nie gegeben. Ein derart rabiates Vorgehen kennt man sonst nur von der GDL und Claus Weselsky.

Ein Kommentar von Alfons Frese

Die Eisenbahnverkehrsgewerkschaft EVG ist auf Rekordkurs: Zwei Tage wird Anfang der kommenden Woche kaum ein Zug fahren. Für 50 Stunden ruft die EVG ihre Mitglieder in den Warnstreik, das hat es in der Geschichte dieser Gewerkschaft noch nicht gegeben.

Ein derart rabiates Vorgehen kennt die Bahn bislang nur von der Lokführergewerkschaft GDL. Und genau das ist Teil des Problems: Die bisweilen handzahme EVG nutzt den Tarifkonflikt, um sich als Arbeitskampftruppe zu profilieren und gegenüber Claus Weselskys GDL zu emanzipieren.

In diesem Streikfrühjahr haben die Gewerkschaften den Nachholbedarf aus den Coronajahren geltend gemacht und die hohe Inflationsrate als Erklärung für Forderungen und Warnstreiks genutzt. Das betraf die Post und die Flughäfen, den öffentlichen Dienst und die Bahn.

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Dazu werden Tarifkonflikte zunehmend zur Mitgliederwerbung genutzt. Vor allem bei den verfeindeten Bahngewerkschaften EVG (185.000 Mitglieder) und GDL (39.000 Mitglieder) gibt es einen Überbietungswettbewerb, unter dem das Unternehmen und seine Kunden leiden.

650
Euro im Monat möchte die EVG durchsetzen

Mindestens 650 Euro im Monat fordert die EVG für ihre Mitglieder – die GDL wird Anfang Juni noch einen größeren Betrag aufrufen.

Auf die historisch hohe Forderung der EVG hat die Bahn mit einem historisch hohen Angebot reagiert, eine Kombination aus 2450 Euro steuerfreier Inflationsprämie in diesem Jahr und bis zu zehnprozentiger Entgelterhöhung 2024. Das ist nicht wenig.

Einen schwer nachvollziehbaren Dissens über den Mindestlohn, der kaum mehr als 2000 Beschäftigte betrifft, veranlasst die EVG zu dem wuchtigen Streik zu Beginn der Himmelfahrtswoche. Verhältnismäßig sind die 50 Stunden respektive die Auswirkungen auf Millionen Bahnfahrer nicht.

Am Dienstag um 24 Uhr muss auch deshalb endgültig Schluss sein: Die Zeit für einen Tarifkompromiss ist nach dreimonatigen Verhandlungen überreif, weitere Warnstreiks würden die Tarifparteien als unfähig kompromittieren.

Im November beginnt das Spiel von vorn mit der GDL. Es wird die letzte Tarifauseinandersetzung von Claus Weselsky sein, der Tarifgeschichte geschrieben und die Feindschaft zur EVG und zum Bahn-Management gepflegt hat. Dann beginnt eine neue Zeit – hoffentlich mit einem verträglicheren Miteinander aller drei Tarifpartner im DB Konzern. Die EVG hat gerade jetzt die Bereitschaft dazu betont. Das wechselseitige Hochschaukeln zu immer längeren Streiks hätte ein Ende.

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