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Meinung: „Ich sehe niemanden auf meinem Level“

Oliver Pocher gehört zu den paar Gestalten im Unterhaltungsfernsehen, die sich ein zweifelhaftes Image erarbeitet haben: Man liebt oder man hasst sie. Unvergessen, wie Pocher eine Zuschauerin 2005 in „Wetten, dass .

Oliver Pocher gehört zu den paar Gestalten im Unterhaltungsfernsehen, die sich ein zweifelhaftes Image erarbeitet haben: Man liebt oder man hasst sie. Unvergessen, wie Pocher eine Zuschauerin 2005 in „Wetten, dass ..?“ beleidigte: „Du siehst ganz schön alt aus für dein Alter.“ Daraufhin wurde der Comedian auf Zahlung von Schmerzensgeld in Höhe von 25 000 Euro verklagt. Pochers oft ätzender Humor ist nicht jedermanns Sache, darin mit Stefan Raab vergleichbar. Beide sind Vorzeigegesichter vom Münchner Privatsender Pro Sieben, oder besser: Sie waren es. Die Nachricht, dass Oliver Pocher ins Erste wechselt, um mit Harald Schmidt eine Late-Night-Show zu moderieren, schlug am Montag in der Medienrepublik wie ein Bömbchen ein.

Schwer zu sagen, ob es den gebürtigen Hannoveraner vom Jugendsender weg zum Altenkanal drängte, oder ob ARD-Programmdirektor Günter Struve den juvenilen Pocher unbedingt an der Seite des altersmilden Harald Schmidt haben wollte. Offiziell soll Schmidt Pochers Engagement forciert haben. Die ARD stellt diesem eine eigene Show in Aussicht. Klingt nach heftigem Karrieresprung. In Sachen Ehrgeiz wird man aus Pochers Lebenslauf eh nicht ganz schlau. Früher soll er Zeuge Jehovas gewesen sein. Nach einer Ausbildung zum Versicherungskaufmann wurde er 1999 während einer Hans-Meiser-Show von Viva für eine Gastmoderation entdeckt. Später moderierte Pocher dort diverse Shows, „Alles Pocher … oder was?“, zuletzt „Rent a Pocher“ bei Pro Sieben.

Pocher, der Name ist Programm. Berufsmäßiger Provokateur, mehr nicht? Das Angenehmste, was sich über den 29-Jährigen sagen lässt, ist, dass er sich offenbar selbst nicht ganz ernst nimmt, auf seiner Website als „B-Promi“ einschätzt und mit einer ehemaligen RTL-„Bachelorette“ liiert ist, die in der Soap „Verbotene Liebe“ eine blonde Männerfantasie spielt. Andererseits: Pochers Hauptrolle im Kinofilm „Vollidiot“ über einen Telefonladenverkäufer ist ähnlich bemerkenswert wie sein Part in der ARD-Serie „Sternenfänger“ 2002. Jetzt kehrt Pocher ins Erste zurück, an die Seite des immer noch größten deutschen Unterhalters. Und mit Selbstbewusstsein. Im Interview mit „Vanity Fair“ antwortet Pocher auf die Frage, welche gleichaltrigen Moderatorenkollegen er auf seinem Level sehe: „Niemanden. Wenn ich mich umschaue, bin ich in meiner Altersstufe der Einzige.“

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