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Im Iran gelten rigide Kleidungsvorschriften. Das Tragen eines Kopftuchs gehört dazu.

© REUTERS/WANA NEWS AGENCY

Kopftuchzwang im Iran: Der Hochmut der Mullahs wird sich schon bald als Irrglauben erweisen

Das Regime fühlt sich stark genug und lässt die Sittenpolizei wieder den Kopftuchzwang kontrollieren. Doch die Herrscher unterschätzen die Entschlossenheit der Iranerinnen.

Ein Kommentar von Christian Böhme

Sie sind zu Fuß oder im Auto unterwegs. Patrouillieren auf den Straßen Teherans, Maschhads und Isfahans. Kontrollieren die Kopftuchpflicht und schreiten ein, wenn ihrer Auffassung nach gegen die rigiden islamischen Kleidervorschriften verstoßen wird. Verhängen Geldstrafen, nehmen fest und werfen die „Überführten“ ins Gefängnis.

Die berüchtigte, ja, bei Millionen Iranerinnen und Iranern verhasste Moralpolizei ist wieder aktiv. Im Dezember noch war sie angeblich aufgelöst worden – ein Ablenkungsmanöver, um dem Aufstand gegen das Regime möglichst ein wenig den Schwung zu nehmen.

Nun allerdings, bald ein Jahr nach dem Ausbruch der Revolte infolge des gewaltsamen Tods der 22-jährigen Jina Mahsa Amini im Gewahrsam der Sittenwächter, lassen die Herrscher die von ihnen beauftragten Häscher erneut von der Leine.

Die Herrschaft der Männer. Präsident Raisi (M.) glaubt, den Aufstand niedergeschlagen zu haben.
Die Herrschaft der Männer. Präsident Raisi (M.) glaubt, den Aufstand niedergeschlagen zu haben.

© IMAGO/APAimages/IMAGO/Iranian Presidency Office \ apaimages

Die Mullahs trauen sich was. Im Glauben, sie hätten die Lage mithilfe gnadenloser Gewalt, Massenverhaftungen und vollstreckten Todesstrafen unter Kontrolle. Nur: Dieser Hochmut wird sich schon bald als Irrglauben erweisen.

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Der Freiheitswillen besitzt eine enorme Kraft

Das, was geschehen ist, lässt sich weder vergessen noch rückgängig machen. Der Iran ist trotz aller Repressionen ein anderes Land geworden. Der Freiheitswillen hat eine enorme Kraft entwickelt – insbesondere aufgrund der Entschlossenheit der Frauen.

Sie werden sich die Rückkehr der Religionspolizei kaum bieten lassen. Gerade das Ablegen des Kopftuchs ist für Iranerinnen zu einem Kampf für Selbstbestimmung und gegen staatliche Gängelung geworden. Ihre Entschlossenheit, ihre Wut, ihren Mut zu unterschätzen, dürfte sich schon bald rächen.

Frau. Leben. Freiheit – mit diesem Schlachtruf werden sie die Mächtigen weiterhin herausfordern. Weil es um viel mehr geht, als um ein Stück Stoff und die Patrouillen der Moralwächter. Nämlich um Gleichberechtigung, Freiheitsrechte und Demokratie.

Dafür werden Frauen, Männer, Studierende, Minderheiten, Alte und Junge nach wie vor auf die Straße gehen. Denn längst hat das Regime jede Legitimität verloren. Noch kann es sich zwar an der Macht halten. Aber auf Dauer wird ihm das nicht gelingen. Die Islamische Republik ist ein Relikt von vorgestern, ebenso wie die Sittenpolizei. Ihr Verfallsdatum nähert sich. Unerbittlich.

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