Leserbrief zu einem historischen Vergleich: Ostdeutsche haben Demokratie wirklich erkämpft

Toller Leitartikel, alles was Recht ist („Verpasste Gelegenheit“, Tagesspiegel vom 8. November 1945). Er wird hoffentlich nicht dadurch entwertet, dass er viele Einschätzungen enthält, die zweite Generationen von DDR-Bürger in der Schule im Geschichtsunterricht vermittelt bekamen.

Und auch aus ostdeutscher Sicht kommt einem bei diesem Artikel noch etwas anderes in den Sinn, ausgehend von dem Schlussgedanken, es wäre erbärmlich sich auf die Anwesenheit der „Besetzungsmächte“ zu verlassen. Denn es bleibt eine Tatsache, dass sich die Bürger der Westzonen nicht gegen Hitler erhoben, um die Demokratie einzuführen.

Die wurde von den westlichen Alliierten verordnet. Vielleicht könnte man mal ausloten, wie belastungsfähig eine solch verordnete Demokratie ist, ob sie sich auch ohne das Wirtschaftswunder gehalten hätte.

Und es bleibt eine Tatsache, dass sich die Ostdeutschen im Herbst 1989 wirklich selbst die Demokratie erkämpft haben, die wurde von niemandem verordnet. Hatte aber auch keine Zukunft, denn dem Osten war die eigene Demokratie weniger wert, als die Zugehörigkeit zu einer führenden Industrienation.

Nichtsdestotrotz war der Leitartikel von Ihrem ersten Herausgeber Klasse. Hat Spaß gemacht, ihn zu lesen, von vorn bis hinten. Wegen mir hätte er noch weiter gehen können. Olaf Stephan, Altglienicke