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Lesermeinung: Berliner Stadtschloss: Geisterhaus oder Bauwerk für die regionale Identität?

Zur Berichterstattung über die Debatte um den Wiederaufbau des Berliner StadtschlossesMit großem Unverständnis las ich über das Aufbäumen von Architekten gegen die Pläne, das Berliner Stadtschloss wieder in seiner alten Form zu errichten. Damit torpedieren sie die wohlüberlegten Beschlüsse des Berliner Senats und der Bundesregierung, die sich eindeutig dafür entschieden haben, dieses geschichtsträchtige Bauwerk als Humboldt-Forum wieder erstehen zu lassen.

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Zur Berichterstattung über die Debatte um den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses

Mit großem Unverständnis las ich über das Aufbäumen von Architekten gegen die Pläne, das Berliner Stadtschloss wieder in seiner alten Form zu errichten. Damit torpedieren sie die wohlüberlegten Beschlüsse des Berliner Senats und der Bundesregierung, die sich eindeutig dafür entschieden haben, dieses geschichtsträchtige Bauwerk als Humboldt-Forum wieder erstehen zu lassen. Klaus Meier Hartmann, Präsident der Architektenkammer Berlin erklärte, dass er sich mehr Freiheiten wünschen würde, um die Kreativkräfte moderner Architekten mehr zur Geltung kommen zu lassen. Roger Bundschuh, ebenfalls Architekt, spricht mit unverkennbarer Ablehnung von einer Gegenmoderne. Was erzeugt diese Haltung bei den meisten Architekten? Ist es die Unerträglichkeit, nicht seine eigene Handschrift zu hinterlassen? Ist es die fehlende Demut gegenüber einem genialen Vorgänger? Sicherlich – das kann ich verstehen – strebt man, seine eigenen Vorstellungen von Architektur zu verwirklichen, doch das darf nicht das einzige Maß sein. Vor allem nicht an einem Ort, der ein enormes nationales Gewicht hat. In einer Zeit, da Europa zusammen wächst, werden geschichtsträchtige Bauten die Festpunkte und Merkmale einer Region sein. Sie bewahren Bodenständigkeit und verweisen auf die Geschichte.

Es ist egal, ob sie ehemals rekonstruiert oder in der Originalsubstanz noch vorhanden sind. Wichtig ist, dass sie im gesellschaftlichen Gedächtnis bleiben. Unser Kontinent punktet mit seiner langen, reichen Kulturgeschichte und ist daher Anziehungspunkt für viele Menschen. Deshalb ist es notwendig, sinnstiftende Bauten zu erhalten und notfalls zu rekonstruieren. Betrachtet man diesen Aspekt, so kann man nicht mehr von Rückwärtsgewandtsein sprechen, sondern von wohlüberlegter Zukunftsplanung. Der preußische Barock des Berliner Stadtschlosses bedient die Einmaligkeit des Ortes, die Unverwechselbarkeit. Wo, so frage ich, hat moderne Architektur diese Funktion erfüllt? Viele moderne Bauten, mögen sie noch so gut sein, könnten beliebig überall auf der Welt stehen. Diese etwas größeren Zusammenhänge sollte man sich als Architektenkammer vor Augen halten. Architektur ist für die Menschen da und nicht umgekehrt.

Barbara Kuster, Potsdam

Das Geisterhaus – Eine polemische Betrachtung, 16.11. 2008.

Dieser Artikel ist anmaßend, vor allem aber unvollständig: Grundsätzlich klammern Sie bei den Millionen für die Rekonstruktion immer die Kosten für die Sanierung des Dahlemer Museumsstandortes aus. Und niemals wird auf die unsägliche Bunkerarchitektur der Erweiterungsbauten – die meine Zweifel an der Sensibilität und schöpferischen Fähigkeit derzeitiger Architekten bestätigen – hingewiesen. Zur „Polemik“, dass es sich beim Schloss um eine grauen Klotz handelte, muss ich sagen, dass jedes Gebäude an einem grauen Tag einen düsteren Eindruck hinterlassen kann. Verbunden mit tragischen Ereignissen findet eine mentale Verarbeitung zu noch größerer Tristesse statt – jedenfalls bei mir. Traurig, dass nun wieder ein Artikel die Gegner der Schlossrekonstruktion aus ihrem Bau lockt und erneut zur Attacke bläst, immer unter dem Motto: Diffamiert die Befürworter, dieses ewig gestriges Häuflein kleingeistiger Piefkes, steter Tropfen höhlt ja bekanntlich den Stein.

Peter Leidig, Potsdam

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