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Lesermeinung: Stasi-Enthüllungen: Hochachtung und Rücktrittsforderung für Platzeck

Zu: „Platzeck gesteht Fehlstart ein“, 5.12.

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Zu: „Platzeck gesteht Fehlstart ein“, 5.12.

Wer sich fragt, warum jetzt alte Stasi-Geschichten wieder hochkommen, muss in die Jahre 1990/93 zurückgehen. Beim ersten Landtag waren sich Ministerpräsident Stolpe, CDU-Fraktionschef Diestel und die PDS-Fraktion einig, das Thema „Stasi“ unter der Decke zu halten. Als die Koalition aus SPD, FDP und Bündnis 90 an den Stasi-Verstrickungen Stolpes zerbrach, spielte der die von bösen Mächten verfolgte Unschuld und gewann so 1993 die Wahl, während seine Kritiker aus dem Landtag flogen.

Es gibt aber noch einen Schuldigen: Jörg Schönbohm. Der von seiner Partei nach Brandenburg befohlene Ex-General fand einen aus roten Altkadern, Pöstchenjägern der Wendezeit und zugezogenen Wessis bestehenden, in sich tief zerstrittenen und politikunfähigen Haufen, den er zu Wahlerfolgen und in die Regierung führen sollte. Dafür schien er der richtige Mann: Als General hatte er den Offizieren der NVA, den Weg in die Bundeswehr ermöglicht. Während die Stasi den Sündenbock geben musste, konnten die NVA-Offiziere - von denen viele später eingestanden, dass sie auf die Montagsdemonstranten geschossen hätten, wenn sie den Befehl dazu bekommen hätten – ihre Begeisterung für Deutschland und die Demokratie entdecken. Der Ex-General und der mutmaßliche IM „Sekretär“ taten sich zusammen, und es ging weiter, als Stolpes „Ziehsohn“ Platzeck das Ruder übernahm. War ja auch besser, die Geschichte im Giftschrank zu haben. Das zeigt der Fall des Abgeordneten Klaus Häßler: Als dieser unbequem wurde und sich als einziger CDU-Abgeordneter gegen die Fusion mit Berlin wandte, tauchte plötzlich eine Akte auf. Es ist Heuchelei, wenn Wanka, Petke und Co. heute die Moralkeule auspacken und sich als Erben der Revolution 1989 aufspielen (obwohl sie auf der anderen Seite standen). Auch sie haben zwei Jahrzehnte lang nichts aufgearbeitet. Es geht ja nicht nur um die Stasi, sondern auch um Grenzgesetz, „politische Arbeit“ mit Pfarrern, Indoktrination von Kindern, Wahlfälschungen und anderes, was die CDU mitgetragen und mitveranlasst hat. Darum konnten und können einst rote CDU-Bonzen, wie Tillich und Althaus, weiter den Rahm abschöpfen Das gleiche gilt für die FDP. Als ich auf einem Parteitag der Bündnisgrünen den Wahlbetrug der Nationalen Front 1989 ansprach und die FDP-Vorgänger erwähnte, erschien ein Herr von der FDP und drohte mir eine Klage an. Auf die warte ich leider immer noch.

Heinz-Herwig Mascher, Hohen Neuendorf

Zum Platzeck-Interview: „In Brandenburg regiert nicht die Stasi“, 11.12. 2009

Dieser Mann hat meine größte Hochachtung. Platzeck spricht offen aus, was uns alle angeht. Das Volk hat gewählt. Es war Volkes Wille - er steht dazu. Sicher hätten sich die betreffenden Personen nicht als Kandidaten aufstellen lassen sollen. Aber solche Kandidaten gibt es wohl auch in den anderen Parteien.

Mich stört, dass die ehemaligen DDR-Bürger nicht stolz auf ihre Vergangenheit sind, dass sie sich jetzt so klein machen. Wir hatten sehr viele Schwierigkeiten zu überwinden. Leider wird darüber nicht gesprochen - nur von der „Stasi“ redet man jeden Tag .

Jetzt herrscht das „Kapital“ uneingeschränkt. Der Mensch interessiert nur am Rande. Wir in Potsdam haben erkannt, dass wir dem Kapital nicht uneingeschränkt dienen sollen. Der Blick für den Menschen soll dabei nicht verloren gehen. Wer jetzt in den Redaktionen sitzt, weiß ich nicht. Aber eins weiß ich, dass Sie meinen Brief nicht positiv finden , um öffentlich darüber zu reden.

Johanna Landmann, Potsdam

„Warum verspielt Matthias Platzeck seinen guten Ruf?“

Die SPD macht sich immer unglaubwürdiger mit ihrer rot-roten Koalition. Alte SPD-Veteranen aus der ehemaligen DDR, die für ihre Gesinnung im Gefängnis saßen, müssen sich von Platzeck verraten fühlen. Der erinnert sich wohl nicht mehr an sein „Geschwätz“ von gestern. Herr Platzeck sollte sofort den Weg Neuwahlen bereiten, damit dieser Sumpf nicht weiter regiert in Brandenburg. Das wäre Größe und käme seinem Einsatz, den er beim Oderhochwasser geleistet hat, gleich. Wie schon Ministerin Wanka erkannt hat, bekommt Brandenburg den Ruf - Stasi-Land! Es ist noch nicht zu spät, einen „Fehltritt“ zu korrigieren!

Eleonore Geldmacher, Potsdam

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