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Lesermeinung: Umstrittene Entscheidungen zur Begabtenförderung

„Fünf Klassen für begabte Schüler “,8. März 2007Nach der grundsätzlichen landespolitischen Entscheidung für die sechsjährige Grundschule in Brandenburg scheint mir die Einrichtung von fünf Leistungs- und Begabtenklassen in Potsdam genau diesen Beschluss durch die Hintertür auszuhebeln.

Stand:

„Fünf Klassen für begabte Schüler “,

8. März 2007

Nach der grundsätzlichen landespolitischen Entscheidung für die sechsjährige Grundschule in Brandenburg scheint mir die Einrichtung von fünf Leistungs- und Begabtenklassen in Potsdam genau diesen Beschluss durch die Hintertür auszuhebeln. Gleich fünf solche Klassen zuzulassen, die aus den fünften Klassen der Potsdamer Grundschulen 125 bis 140 Schüler abziehen werden, wird das Konzept einer sechsjährigen Grundschule, in der sowohl leistungsstarke als auch schwächere Schüler gemeinsam lernen und sich dabei gegenseitig stärken, massiv in Frage stellen. Sicherlich sollen besonders leistungsstarke Kinder auch besonders gefördert werden, aber gibt es tatsächlich in Potsdam und Umgebung so viel mehr dieser besonders leistungsstarken Kinder als anderswo? Man geht allgemein von einem durchschnittlichen Anteil von zirka 5 Prozent der Kinder eines Jahrgangs aus,die über diese besondere Begabung verfügen; in Potsdam müsste dieser Anteil mehr als doppelt so groß sein und damit bei deutlich über 10 Prozent liegen. Wenn also ein dermaßen hoher Anteil der begabten Schüler vorzeitig aufs Gymnasium wechseln, scheint eine Schwächung der Grundschulen unvermeidbar.

Als besonders ärgerlich und kurzsichtig empfinde ich die Begründung einiger Stadtverordneter, die bei solch einer für die Potsdamer Schullandschaft und die Bildungsmöglichkeiten aller unserer Kinder wegweisenden Entscheidung mit Sachzwängen und den bereits erfolgten Anmeldungen für die einzurichtenden Leistungs- und Begabungsklassen argumentieren. Bei solch einer grundsätzlichen Entscheidung erwarte ich einen anderen thematischen Umgang mit der Problematik. Auch stelle ich in Frage, ob hier tatsächlich vom Elternwillen gesprochen werden kann, denn Eltern, deren Kinder nicht für die Leistungs- und Begabungsklassen angemeldet wurden, sehen diese Problematik durchaus anders. Beschlüsse sowohl des Kreiselternrates als auch des Kreisschulbeirates sprechen eine andere Sprache und haben zumindest gegen diese große Anzahl von Leistungs- und Begabungsklassen votiert.

Birgit Eifler, Potsdam

„Chaos bei Begabten-Förderung“,

1. März 2007

In dem Artikel wird Gerrit Große (PDS) zitiert: „Durch die entstandenen weißen Flecken bei der Begabtenförderung ist die Ausgewogenheit im Brandenburger Schulsystem verloren gegangen“. Ist sie darüber traurig? Es ist richtig, dass das Brandenburger Schulgesetz dringend einer Nachbesserung bedarf. Entweder es gibt eine Obergrenze für Leistungs- und Begabtenklassen (LuBKs), dann sind die Verantwortlichen in der Pflicht dafür zu sorgen, dass gleiche Chancen für alle Kinder bestehen, egal ob sie im Norden oder im Süden Brandenburgs wohnen. Oder, noch besser, es gibt die Klassen da, wo sie gebraucht werden. Aber das Schulgesetz ist ein Punkt, die Umsetzung auf Kreisebene ein anderer. Es muss jedem Kreistagsabgeordneten klar gewesen sein, dass die Ausgewogenheit verloren geht, wenn es eine Entscheidung gegen die LuBKs gibt. So hat jeder Abgeordnete, der mit „Nein“ stimmte, seine Verantwortung dafür zu tragen, dass genau das passiert ist. Ich habe die Kreistagssitzung miterlebt: Dass die Ausgewogenheit eines Schulsystems innerhalb eines Bundeslandes von großer Bedeutung ist, wurde von den Gegnern nicht angesprochen. Es wurde nicht darüber diskutiert, welche Folgen es für die Kinder haben würde, obwohl allen Abgeordneten klar war, dass es genügend Kinder für genau diese Schulform in Oberhavel gibt und dass sich zwei engagierte Schulleiter mit ihrem Kollegium gerne ihrer angenommen hätten. „Parteipolitik“ war das Stichwort. Die Zeche zahlen die begabten Kinder, die jetzt die 4. Klassen in den Grundschulen besuchen. Sie werden keine Gelegenheit haben, danach zu wechseln und werden sich, anstatt gefördert zu werden, während des Unterrichts langweilen. Aber es gibt eine zweite Chance für die Abgeordneten: Die Schulen aus Oranienburg und Hohen Neuendorf werden sich mit ihren Schulkonzepten noch einmal bewerben. Dann haben die Kreistagsabgeordneten die Gelegenheit, ein bisschen mehr Ausgewogenheit herzustellen, indem sie die Schulen diesmal unterstützen. Dann muss aber auch egal sein, ob es 35 oder 36 Klassen in Brandenburg gibt. Es ist sicher keine einzige zu viel!

Petra Bail, Hohen Neuendorf

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