zum Hauptinhalt

Lesermeinung: Umzug der Eisenhart Grundschule: Kinder wollen bleiben, neuer Standort ist unsaniert, Eltern wurden nicht informiert

„Wir bleiben Eisenhart“, 15. Januar 2007Wir wollen nicht umziehen!

Stand:

„Wir bleiben Eisenhart“, 15. Januar 2007

Wir wollen nicht umziehen! Wir fühlen uns in der Eisenhart-Grundschule wohl, wir lieben dieses schöne alte Gebäude. Unser Klassenraum befindet sich seit der 1. Klasse in der alten Baracke. Es stört uns nicht, dass wir diesen nachmittags auch als Hortraum nutzen müssen. Wir haben einen neuen Kuschelraum, einen Bauraum, einen Toberaum, einen neuen Speisesaal und ein neues Klettergerüst, für das fleißig gespendet wurde. Wir sind stolz darauf. Unser Fußweg beträgt von der Haltestelle Nauener Tor bis zur Eisenhart Grundschule nur drei Minuten. Zukünftig würden wir von der Haltestelle Platz der Einheit/West bis zur Burgstraße gute zwölf Minuten laufen. Die Rosa-Luxemburg-Schule gefällt uns von außen nicht, sie sieht kahl und ungemütlich aus. In dem Teil, den die Förderschule nutzt, sind noch die uralten Fenster drin, die Räume sind noch nicht saniert und besonders vor der Schule sieht es dreckig aus. Wir würden dort sicher keine sanierte Schule oder bessere Lernbedingungen mehr erleben, da wir nach der 6. Klasse im Jahr 2010 die Grundschule verlassen.

Olivia und Carolin aus der Klasse 3c der Eisenhart Grundschule

Erst umziehen, dann sanieren?

Ich protestiere gegen die geplante Verlegung der Eisenhart Grundschule in das Gebäude an der Burgstraße. Im Rahmen der frühkindlichen Förderung – bei der es in Brandenburg Nachholbedarf gibt – muss so ein traditionsreicher und erfolgreicher Standort ausgebaut statt abgewickelt werden. Zudem ist kein Konzept hinsichtlich der geplanten Fusion mit der Rosa-Luxemburg-Schule vorhanden. Hier treffen völlig unterschiedliche Bildunsansätze aufeinander. Bildungsvielfalt wird plattgewalzt. Auf dem Rücken der Grundschüler herumexperimentieren ist unverantwortliche „Herumwurstelei“. Absurd ist es, die Kinder in ein unsaniertes, trostloses Gebäude abzuschieben. Lust auf“s Lernen wird hier nicht gefördert. Das Versprechen, das Gebäude „in den nächsten Jahren“ zu sanieren wirkt zynisch. Erst umziehen, dann sanieren – das zeigt die Konzeplosigkeit. Verantwortungsvolle und vorausschauende Schulpolitik sieht anders aus: Zuerst lernfördernde Schul- und Aufenthaltsräume schaffen und dann umziehen. Außerdem wird sich der Schulweg unserer sechsjährigen Tochter verdoppeln.

Mathias Krenzlin, Potsdam

Elternvertretung nicht in Pläne einbezogen

Das Vorhaben, die Eisenhartschule mit der Rosa-Luxemburg-Schule zu verschmelzen, bedeutet die Aufgabe des historisch gewachsenen Schulstandortes der Eisenhartschule an der Kurfürstenstraße und faktisch die Schließung der Eisenhartschule in ihrer bisherige Form. Die Art und Weise, wie eine derart weitreichende Entscheidung in der Schule und öffentlich kommuniziert wurde, und die Entscheidung an sich, bleiben für viele Schüler und Eltern unverständlich! Die Elternversammlung lehnt Umzug und Zusammenlegung ab! Besonders ärgerlich ist das klammheimliche Vorgehen der Stadtverwaltung, die zunächst nur die Schulleitungen informierte, Schüler und Eltern aber im Dunkeln ließ. Seit Bekanntwerden der Umzugspläne herrschen Unsicherheit,Frustration und Wut. Viele Schüler sind traurig, die Eltern fühlen sich überfahren und bevormundet. Selbst die Elternvertretung wurde in die Umzugs- und Schließungspläne der Stadt nicht einbezogen. Die in der Schulkonferenz am 9. Januar anwesenden Elternvertreter wurden von den Plänen der Stadtverwaltung überrascht. Sie hatten kein Mandat für eine Zustimmung und waren über die Details (insbesondere die Finanzierungsfragen) nur unzureichend aufgeklärt. Die Eltern wurden mit der Nachricht überrumpelt, für das Campus-Konzept sei kein Geld vorhanden und die einzigeLösung sei der Umzug.

Die Eisenhartschule ist historisch gewachsen, sie gründet sich auf das Mäzenatentum von August Friedrich Eisenhart. Sie entwickelte sich in den letzten Jahren zu einer der am stärksten nachgefragten Schulen im Stadtgebiet. Nicht nur durch den Einsatz der Lehrer, sondern auch durch das gute Schulklima, an dem viele engagierte Eltern mitwirken. Seit Jahren kämpft die Schule um bessere Ausstattungen. Endlich wurden die Sanitäranlagen im Hauptgebäude in Stand gesetzt. Erst im vorletzten Sommer wurden die vollkommen unzureichenden Toiletten auf dem Schulhof abgebrochen und ein neuer Speisesaal für die Schüler gebaut. Die Schüler haben ganz allein und ohne jegliche Unterstützung der Stadt die notwendigen Gelder aufgebracht, um auf dem Schulhof ein Klettergerät zu errichten. Auch der Hort verbesserte in mühevoller Kleinarbeit seine Betreuungsangebote.

All diese Maßnahmen wären mit einem Umzug umsonst. Alles Ringen und Kämpfen wären hinfällig. Deshalb ist es unbegreiflich, dass die Stadtverwaltung das jahrelange Bemühen um eine Verbesserung des Schulstandortes ignoriert. Seit Jahren hausen die Erstklässler in einer Baracke mit Nachtspeicheröfen und hygienisch unzulänglichen sanitären Anlagen. Stiefmütterlich und verantwortungslos verwehrte die Stadt jegliche Hilfe. Die im Haushalt eingestellten und wieder herausgestrichenen 530 000 Euro für Grundstückserwerb, Abriss der Baracke und Container sind im Haushalt 2007 nicht mehr vorgesehen. Da die Betriebsgenehmigung am Ende dieses Schuljahres ausläuft, wird die Schule mit dem Argument zum Umzug gedrängt, dass der Platzmangel nur durch einen Umzug zu lösen sei. Dies empfinden wir als Erpressung.

Der vom Helmholtz-Gymnasium und von der Eisenhartschule angestrebte und von den Stadtverordneten beschlossene Schulcampus wurde nie umgesetzt, weil angeblich die Mittel fehlten. Bei der geplanten Sanierung der Rosa-Luxemburg-Schule stellt die Stadt nun 3,3 Millionen Euro in Aussicht. Diese einseitige Kehrtwende ist nicht nachvollziehbar. Wir fordern daher auf, dem Auftrag der Stadtverordneten nachzukommen und das Schulcampus-Konzept umzusetzen! Inzwischen hat sich herausgestellt, dass in die 7 350 000 Euro zur Umsetzung des Campus-Konzepts nicht nur die Totalsanierung des Hauptgebäudes, sondern auch die Sanierung des dahinter stehenden zweiten Altbaus eingerechnet wurden. Das heißt, dass die Kosten für die Lösung des Barackenproblems weit weniger als die Hälfte der veranschlagten Summe betragen.

Die Umzugs- und Schließungspläne für die Eisenhartschule werden von der Beigeordneten für Bildung, Gabriele Fischer, mit dem ansonsten gefährdetenGanztagskonzept begründet. Die Schulverwaltung selbst hatte die Schule zur Eile gedrängt, den Ganztagsantrag zu stellen, weil ansonsten die Gelder nicht bewilligt werden könnten. Nun benutzt die Schulverwaltung den Ganztagsantrag als Argument für den Umzug. Hierdurch fühlen sich die Elternvertreter erneut hinter“s Licht geführt. Das auch unter der Elternschaft nicht völlig unumstrittene Ganztagskonzept wäre sicherlich nicht mehrheitsfähig gewesen, wenn sie gewusst hätten, dass zu seiner Umsetzung die geplanten Umzugsmaßnahmen erforderlich sind.

Auch das Argument des Platzbedarfs am Helmholtz-Gymnasiums scheint so nicht zu stimmen. Dr. Rauchfuß, Direktor des Helmholtz-Gymnasiums,erfuhr zufällig von den Umzugsplänen. Er bedauerte die Entscheidung, weil auch seine Schule das Konzept eines gemeinsamen Schulcampus verfolgt habe. Er räumte ein, dass er unter den gegebenen Umständen räumlich in der Lage sei, eine weitere Klasse zu eröffnen. Der vermeintliche Platzbedarf scheint gar nicht vorhanden zu sein Und die Argumentation der Stadt ist auch in dieser Hinsicht nicht nachvollziehbar.

Im Übrigen drängt sich der Eindruck auf, dass der Umzug nur dem einen Ziel dient,die Lösung der Raumprobleme mit der Rettung der von Schülern und Eltern nur unwillig nachgefragten Rosa-Luxemburg-Schule zu verbinden. Wir sind nicht bereit, dass die Eisenhartschule zu einem Verschiebebahnhof misslungener Schulpolitik der Stadt verkommt!

Wir fordern, die Umzugs- und Schließungspläne für die Eisenhartschule aufzugeben! Wir fordern die Verantwortlichen der Stadtverwaltung dazu auf: Helfen Sie bitte mit, die wohnortnahe, traditionsreiche und von vielen Kindern geliebte Eisenhartschule am Standort zu erhalten!

Susanne Rothkegel, in Vertretung der Elternkonferenz der Eisenhart Grundschule (24) in Potsdam

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })