Lesermeinung: Viele Ehrenamtliche erhielten ehemaliges KGB-Gefängnis als Gedenkstätte
Haus war 1994 abrissreif, 26.2.
Stand:
Haus war 1994 abrissreif, 26.2.2008
Mit größtem Erstaunen nehmen wir, die ehrenamtlichen Mitarbeiter der ersten „Arbeitsgemeinschaft Ehemaliges KGB-Gefängnis Potsdam Leistikowstr.1“, hier speziell die Mitglieder des 2003 daraus hervorgegangenen Vereins „Gedenk- und Begegnungsstätte ehemaliges KGB-Gefängnis Potsdam Leistikowstr.1 e.V.“ und die Menschenrechtsorganisation „Memorial Deutschland e.V.“, den Artikel zur Kenntnis.
Gewiss, der Eigentümer der Liegenschaft war zweifelsfrei entsetzt und erschüttert, als er bei der Rückerstattung das ehemals repräsentative Gebäude derart durch Umbau und Nutzung zum Gefängnis des sowjetischen Geheimdienstes verunstaltet wiedersah. Und seine Reaktion, diesem Ort durch Menschenrechtsarbeit einen neuen Sinn zu geben, führte zur Bildung einer ersten „Initiativgruppe“, die unter Beteiligung von Bürgern Potsdams, Berlins und Brandenburgs sowie von „Amnesty international“ und dem Förderverein „Memorial“ Nutzungsüberlegungen anstellte.
Der Erhalt des Hauses und seine Bestimmung als Ort des Gedenkens und Mahnens sowie die Aufgabe der politischen Bildung an einem authentischen, einzigartigen Platz war aber allen Beteiligten – nicht nur dem EKH, wie der Autor behauptet – wichtigstes Anliegen. Das Haus wurde bis zum Jahr 2000 offen gehalten, um eine Besichtigung zu ermöglichen und um durch eine Ausstellung zu informieren. Besonders zu betonen ist, dass sich dieser Arbeitsgemeinschaft auch ehemalige Häftlinge des Gefängnisses anschlossen, die Führungen machten, Zeitzeugengespräche ermöglichten und dass Erinnerungsbände sowie eine Dokumentation herausgegeben werden konnten. Lange Zeit schien es allen Mitarbeitern, dass sich der Wille des Eigentümers zum Erhalt und wohl auch die nötigen Finanzen erschöpften. Der gesamte Betrieb der Öffnungszeiten und Führungen wurde allein durch die AG ehrenamtlich geleistet und die uns erkennbare „Mitarbeit“ des EKH beschränkte sich vornehmlich in der Zugänglichmachung des Hausschlüssels, – immerhin ein Zeichen der Duldung! So blieben Briefe, Gespräche (auch mit dem EKH), Veranstaltungen, Editionen und Besuche bei Ämtern der gebotene Weg, die zahlreichen Aufforderungen von Besuchern, sich um den Erhalt und die Institutionalisierung als Gedenkstätte zu kümmern, zu befolgen.
Es war nicht „absolut allein“ der EKH – wie in dem Artikel behauptet –, der „mit der Bewältigung der Aufgabe“ befasst war. Ich wage zu behaupten, dass sich dieser Erfolg ohne die Hartnäckigkeit und jahrelange Arbeit der Ehrenamtlichen und den ständigen Ruf nach Erhalt und Betrieb des Hauses als Gedenkstätte nicht eingestellt hätte. Erst die tatkräftige Unterstützung durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur gab uns die Hoffnung, dass im Zusammenwirken aller Kräfte diese einzigartige Gedenkstätte erhalten bleibt.
Gisela Kurze, Berlin, Memorial Deutschland e.V.
Verdienste des EKH sind unbestritten
Dazu erkläre ich als 2. Vorsitzender des Vereins „Gedenkstätte ehemaliges KGB-Gefängnis Potsdam“ e.V: Die Verdienste des EKH für die Erhaltung, Sanierung, für den Antrag auf Fördermittel und vieles andere sind unbestritten. Unsere Zeitzeugen und unser Verein hat dem EKH dafür mehrfach öffentlich gedankt. Ebenso unbestreitbar ist das ehrenamtliche Engagement unserer Zeitzeugen und einiger unserer Vereinsmitglieder, die seit 1994 bis 2006 jeweils samstags und sonntags das Haus offenhielten. Es ist nicht sachgerecht, wenn das ehrenamtliche Bürgerengagement der Zeitzeugen übergangen wird: Noch im Herbst 2005 war keineswegs sicher, ob es gelingen würde, die Öffentlichkeit hinreichend zu mobilisieren und von der Politik die notwendigen Gelder zu erhalten. Frau Wanka, Ministerin für Wissenschaft und Kultur, hat als erste öffentlich eine konkrete Summe genannt, die ihr Haus bereitstellen würde, wenn der Bund kofinanziert. Das alles ist inzwischen bewilligt – dank der Antragstellung durch den EKH. Unser Dank gilt daher dem Eigentümer, ganz persönlich Pfarrer Lange und Herrn Leinemann, der Ministerin, dem Bund, Bischof Huber, dem Architekten Brune und seinen Mitarbeitern und allen, die am Gelingen der Sanierung und Neugestaltung der Gedenkstätte beteiligt sind. Aber wir vergessen auch nicht das Bürgerengagement unserer Zeitzeugen sowie der drei Vereine Amnesty international (Pfarrer Albroscheit), Memorial (Frau Kurze) und des Vereins „Gedenkstätte ehemaliges KGB-Gefängnis Potsdam“ e.V. (Dr. Knabe, Dr. Buchner).
Richard Buchner, Berlin
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