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Meinung: Matthies meint: Zu ehrlich, zu anständig

Was haben Fußball und Politik miteinander zu tun? Wenig, auf den ersten Blick.

Was haben Fußball und Politik miteinander zu tun? Wenig, auf den ersten Blick. Der Ball ist rund, während die klassischen politischen Themen eher unregelmäßig geformt sind; außerdem muss er in der Regel flach gehalten werden, während Politiker dazu neigen, alles schon aus Prinzip hoch zu hängen. Doch generell gilt: Beides sind Mannschaftsspiele, und der Chef sieht dumm aus, wenn seine Leute ewig danebenhauen oder vorfristig vom Platz gestellt werden. So ging es Helmut Kohl, dem Cheftrainer der letzten Bundesregierung, der trotz teurer bayerischer Flügelstürmer vom Wähler dafür abgestraft wurde, dass aus einer betonähnlichen Verteidigung keinerlei Impulse mehr nach vorn ausgingen. Und so ging es Berti Vogts, dem der deutsche Fußballfan übel nahm, dass all seine Anstrengungen ewig so angestrengt aussahen, und dass er einen taktischen Mehltau über der Mannschaft verstreute, der demjenigen über Kohls Kabinett sehr ähnelte. Das hat Vogts jetzt auch bemerkt, und deshalb sieht er sich vom deutschen Volk mit dem Ex-Bundeskanzler in einen Topf geworfen: "Ich bin einfach zu ehrlich, zu anständig." Mehr noch: Er hat über die Herkunft seiner Gelder immer redlich Zeugnis abgelegt und darf deshalb jetzt unbehelligt an Auswanderung denken und lukrative Angebote sortieren, während Helmut Kohl ... Na ja: Als Staatschef von Österreich oder Papua-Neuguinea hätten wir ihn uns auch kaum vorstellen können.

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