Das Zypern-Drama findet einfach kein Ende. Nach langen Verhandlungsnächten in Brüssel und einem dramatischen Veto des Parlaments in Nikosia gegen eine umstrittene Zwangsabgabe für Kleinsparer wollten sich die Euro-Retter schon beruhigt zurücklehnen. Die Vereinbarung zwischen den internationalen Geldgebern und der Regierung in Nikosia steht, an diesem Freitag wollen sich die Finanzminister der Euro-Zone noch einmal über den Text beugen, und dann soll auch noch der Bundestag in Kürze seine Zustimmung geben. Doch der ganze Fahrplan gerät nun in Gefahr. Denn die Ankündigung der zyprischen Regierung, dass der Finanzbedarf des Landes am Ende noch einmal um rund sechs Milliarden Euro höher sein wird als ursprünglich geplant, wird wohl auch noch einmal das gesamte Hilfspaket in Frage stellen.
Zehn Milliarden Euro wollen die Europäer und der Internationale Währungsfonds dem pleitebedrohten EU-Staat als Kredit gewähren, wenn das Land sich im Gegenzug zu einer drastischen Verkleinerung seines Bankensektors, Privatisierungen und einer Erhöhung der Unternehmenssteuern bereit erklärt. Auch wenn es aus den Reihen der Geldgeber nun heißt, dass sich an diesem Teil der Rechnung nichts ändern soll, so fällt es schwer, das zu glauben. Zypern muss nach der neuesten Ansage aus Nikosia in den nächsten Jahren nicht mehr mit sieben, sondern mit 13 Milliarden Euro für die Sanierung des Landes aufkommen. Gemessen am zyprischen Bruttoinlandsprodukt ist das ein gewaltiger Batzen. Es ist gut vorstellbar, dass die Regierung in Nikosia es am Ende doch nicht schafft, die Gesamtsumme aufzubringen, welche sie aus eigener Kraft zum Rettungspaket beisteuern soll. Und in diesem Fall dürften doch wieder die internationalen Geldgeber mit neuen Krediten die Lücke schließen.
Es sind genau diese Fragen, die an diesem Freitag die Finanzminister der Euro-Gruppe und demnächst auch die Abgeordneten des Bundestages umtreiben dürften. Offenbar haben alle, die gemeinsam das Zypern-Paket geschnürt haben, die negativen Auswirkungen der Verkleinerung des zyprischen Bankensektors für die künftigen Wirtschaftsaussichten auf der Insel gehörig unterschätzt. Es wäre an der Zeit, dass dies jetzt auch die internationalen Geldgeber in ihre Kalkulation einbeziehen.
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