Meinung: Persisch Roulette am Golf Von Clemens Wergin
Hat der Iran 15 britische Soldaten gekidnappt? Oder waren die Briten bei einer Routinepatrouille tatsächlich in iranische Hoheitsgewässer vorgestoßen?
Stand:
Hat der Iran 15 britische Soldaten gekidnappt? Oder waren die Briten bei einer Routinepatrouille tatsächlich in iranische Hoheitsgewässer vorgestoßen? Im Moment steht Aussage gegen Aussage. Die Beteuerung der Briten, sich in irakischen Hoheitsgewässern bewegt zu haben, wird zumindest von den Amerikanern gestützt. Eins wird man aber sagen können: Sollten die Iraner tatsächlich der Meinung gewesen sein, die Briten hätten ihre Hoheitsgewässer im umstrittenen Schatt al Arab berührt, hätten sie auch anders reagieren können als mit einer Kommandoaktion, die ein BBC-Reporter und Augenzeuge als überfallartige Razzia beschreibt. Es liegt also der Verdacht nahe, dass Teheran bewusst einen Zwischenfall inszeniert hat. Motive gibt es genug. Angesichts der Machtdemonstration des Westens im Persischen Golf, wo inzwischen nicht nur drei amerikanische Flugzeugträger patrouillieren, sondern auch der französische „Charles de Gaulle“, will der Iran zeigen, dass man durchaus für Probleme sorgen kann. Eine Botschaft, die dieser Tage auch durch iranische Seemanöver unterstrichen wurde. Auch der Zeitpunkt – kurz bevor der UN-Sicherheitsrat weitere Sanktionen beschließt – scheint kein Zufall zu sein. Der mächtigste Mann Irans, Ajatollah Ali Chamenei, hat gerade erst gewarnt, die UN-Sanktionen seien illegal und man werde darauf mit ebensolchen „illegalen Aktionen“ antworten. Mag sein, dass dies der Beginn einer neuen Runde iranischer Nadelstiche ist. Teheran sollte sich allerdings gut überlegen, wie weit es die Situation eskalieren lassen will. Zwar haben die Iran-Anhörungen im US-Kongress gezeigt, dass Washington mehr denn je auf Diplomatie setzt, um den Konflikt um Irans Atomprogramm zu lösen. Aber angesichts der momentanen Militärdichte im Persischen Golf könnte eine Verkettung unglücklicher Umstände zu kriegerischen Auseinandersetzungen führen, die eigentlich niemand will.
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