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Pflege deinen Nächsten - eine Herausforderung für viele.

© imago/photothek

Tag der Pflegenden: Es ist höchste Zeit, sie pfleglich zu behandeln

Der Notstand ist bekannt, die Herausforderung ebenso: Millionen Pflegebedürftige bedürfen der Hilfe, ihre Angehörigen auch. Die Politik ist in der Pflicht. Am 12. Mai wird demonstriert.

Eine Kolumne von Stephan-Andreas Casdorff

Die Uhr tickt. Unter dem Motto „Fünf nach zwölf“ werden am Tag der Pflegenden am 12. Mai um 12.05 Uhr Pflegekräfte und pflegende Angehörige auf dem Berliner Washingtonplatz demonstrieren - für eine bessere Pflege. Das wird höchste Zeit.

Fünf Millionen Pflegebedürftige gibt es laut Statistischem Bundesamt in Deutschland. 84 Prozent davon werden zu Hause versorgt. Bis 2055, so ist es errechnet, wird die Zahl der pflegebedürftigen Menschen um 37 Prozent auf 6,8 Millionen steigen.

Ja, die Bundespolitik arbeitet an einem „Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz“. Eine Pflegereform also, mit mehr finanziellen Hilfen. Die Reform wird von vielen als unzureichend angesehen.

Die Interessenvertretung pflegender Angehöriger „Wir pflegen e.V.“ spricht von einem „Feigenblatt-Reförmchen“. Gefordert wird ein Rechtsanspruch auf Tagespflege, eine Lohnersatzleistung, außerdem mehr Entlastungen für Familien mit pflegebedürftigen Kindern. 

Tatsache ist: Pflegebedürftigkeit bedeutet in unserem Land ein Armutsrisiko. Die Höhe des Pflegegeldes ist eine Aufwandsentschädigung, einen Verdienstausfall kann das nicht ersetzen. Die Beträge wurde das letzte Mal 2017 erhöht und sollen erst ab 2024 steigen, um fünf Prozent. Das ist zu wenig, angesichts gestiegener Kosten und der Inflation.

Es muss viel geschehen. Ambulante Pflegedienste haben nur Minuten Zeit für die Pflegebedürftigen, den Rest des Tages sind sie allein. In der stationären Pflege sind die Kosten für die Pflegebedürftigen so stark gestiegen, dass sie für einen Heimplatz mittlerweile durchschnittlich 2400 Euro Eigenanteile aufbringen müssen. Wer hat eine solche Rente, die das zulässt? Im Osten, beispielweise, liegt die Durchschnittsrente derzeit bei 1600 Euro brutto.

Im viertreichsten Land der Erde, einer Solidargemeinschaft, gilt: Starke Schulter tragen mehr als schwache. Wie wäre es da mit einer Abgabe auf große Vermögen? Nur als Gedanke. Den werden die Demonstrierenden vermutlich laut formulieren. Verständlich. Aus ihrer Sicht und im Blick auf die vielen zukünftig noch zu Pflegenden - die Uhr tickt, die Zeit rennt.

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