Meinung: „Sie wollen ihn lebendig …
… begraben.“ Am Sterbebett von Jassir Arafat mimt Suha Arafat ganz die treue Ehefrau – und spielt ihre familiären Vorrechte gegenüber den politischen Weggefährten des Palästinenserführers voll aus.
… begraben.“
Am Sterbebett von Jassir Arafat mimt Suha Arafat ganz die treue Ehefrau – und spielt ihre familiären Vorrechte gegenüber den politischen Weggefährten des Palästinenserführers voll aus. Sie kann bestimmen, wer den Todkranken sehen darf. Der Wortlaut der Auskünfte über Arafats Gesundheitszustand ist mit ihr abgesprochen. Sie wird auch entscheiden, ob und wann die medizinischen Apparate abgeschaltet werden. Doch darüber hinaus mischt sich Suha jetzt auch wieder in die Politik ein. So beschuldigte sie das Führungstrio aus Premier Ahmed Kurei, PLO-Generalsekretär Mahmud Abbas und Außenminister Nabil Shaath, sie wollten „Arafat lebendig begraben“ weil sie es gar nicht abwarten könnten, die Macht zu übernehmen.
Das ist ganz die unverblümte Art der Suha Arafat, die bereits in der Vergangenheit mit undiplomatischen Bemerkungen auffiel. So griff sie bei einem Galadinner für Hillary Clinton Israel heftig an und machte es für die erhöhten Krebsraten bei Palästinensern verantwortlich. Doch Suha ist selbst mit schuld an den wilden Spekulationen über die Gesundheit Arafats, weil sie nur vage Informationen an die Öffentlichkeit dringen lässt. Daher scheint es durchaus legitim, dass Abbas, Kurei und Schaat selbst nach Paris reisen, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
Böse Zungen munkeln, Suha Arafat lasse die lebenserhaltenden Maschinen erst abschalten, wenn sie genug Geld auf dem Konto habe. Denn seit sie 2001 den Nahen Osten verlassen hat, lebt sie im vornehmen Neuilly bei Paris ein luxuriöses Leben. Immer wieder gibt es Vorwürfe, Arafat überweise ihr riesige Summen aus schwarzen Kassen. So nahm sogar die französische Staatsanwaltschaft 2004 Ermittlungen wegen zwei Überweisungen in Höhe von insgesamt neun Millionen Euro auf. Die Palästinenser sind daher nicht gut auf Suha zu sprechen.
Arafat hatte die aus einer bekannten christlichen Familie in Nablus stammende Suha 1990 heimlich geheiratet und die Ehe erst zwei Jahre später bekannt gegeben. Ein starker Nationalismus verbindet die Ehepartner, deren Altersunterschied 34 Jahre beträgt. Ansonsten haben sie nicht viel gemeinsam: die frankophone Suha mit der Ausbildung an der Sorbonne und der Vorliebe für Designeranzüge, scheint den Luxus zu lieben. Ihre gemeinsame Tochter Zawra brachte sie 1995 in einer Pariser Privatklinik zur Welt, was bereits viele Palästinenser befremdete.
Auch wenn sie sich in ihrer kurzen Zeit in Gaza als First Lady um humanitäre Projekte kümmerte, so hat Suha keine gesellschaftlichen oder politischen Gruppen hinter sich. Daher wird sie nach dem Tode ihres Mannes keine Rolle in der Politik spielen. Wenn sie sich jetzt in den Kampf um die Nachfolge ihres Mannes einmischt, so mag das ihre Rache an den politischen Weggefährten Arafats sein, die sie nie im inneren Zirkel akzeptierten.