Angela Merkel: Von der Rolle
Wenn Angela Merkel etwas perfektioniert hat, dann ist es die Einsicht, dass auch aus Abwesenheit Macht erwachsen kann. Mit dieser Rolle hat die Kanzlerin in der großen Koalition Karriere gemacht.
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Wenn Angela Merkel etwas perfektioniert hat, dann ist es die Einsicht, dass auch aus Abwesenheit Macht erwachsen kann. Mit dieser Rolle hat die Kanzlerin in der großen Koalition Karriere gemacht. Jetzt allerdings, im Bündnis mit der FDP, wird deutlich, wie sehr es ihr an Dynamik fehlt. Als Union und SPD miteinander regierten, konnte Merkel sicher sein, dass sich die Regierung schon von selbst führen werde – und sei es, weil der Kampf der Volksparteien um die Deutungshoheit dem Bündnis eine spezielle Eigendynamik gab. Wenn es um ihre persönliche Führungsstärke ging, dann wusste die Kanzlerin, wie diese vorzutäuschen ist. Bis zur Erschöpfung wurden die nächtelangen Krisensitzungen im Kanzleramt zelebriert, in deren Vorfeld der Entscheidungsdruck künstlich so hochgetrieben wurde, dass die Kanzlerin frühmorgens als erlösende Erscheinung wahrgenommen wurde. Es ist diese Zeit, aus der die Erkenntnis stammt, dass Merkel etwas Geheimnisvolles umgibt, eine verborgene Fähigkeit vielleicht, die sie in der Öffentlichkeit nicht zeigen kann, dafür umso mehr im Koalitionsausschuss. Was aber, wenn Merkel gar nicht so geheimnisvoll ist, wenn ihre Popularität eher ein Produkt der großen Koalition war als das ihrer persönlichen Stärke? Dass Merkels Beliebtheit sinkt, hat so gesehen vielleicht nicht einmal viel mit ihr selbst zu tun. fal
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